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‘Emigrantendeutsch’ oder ‘urwüchsige Sprachbegabung’? Pikarische Erzählverfahren bei Albert Vigoleis Thelen und Günter Grass und die Abwertung der Exilliteratur durch die Gruppe 47

Pages 366-383 | Published online: 25 Sep 2023
 

Abstract

Bei der Lesung seines ‘Schelmenromans’ Die Insel des zweiten Gesichts vor der Gruppe 47 wurde der Exilant Albert Vigoleis Thelen 1953 massiv ob seines ‘Emigrantendeutsch’ kritisiert. Nur sechs Jahre später wurde die Lesung von Günter Grass’ Blechtrommel zu einem fulminanten Erfolg, obwohl der Roman derselben Gattung zuzurechnen ist. Dieser Beitrag geht vor dem Hintergrund der Abwertung Thelens der Frage nach, welche Gründe für diese unterschiedlichen Bewertungen auszumachen sind und inwieweit Thelen Grass beeinflusst hat.

Notes

1 Bernhard Rang, ‘Die deutsche Epik des 20. Jahrhunderts’, in Deutsche Literatur im zwanzigsten Jahrhundert. Gestalten und Strukturen. Dreiundzwanzig Darstellungen. Bd. 1: Strukturen,. 5., veränderte und erweiterte Auflage, Hg. Otto Mann und Wolfgang Rothe (Heidelberg: Rothe, 1967), S. 58–99 (hier S. 93).

2 Nach der Erinnerung von Martin Walser aus dem Jahr 2007, vgl. Helmut Böttiger, Die Gruppe 47. Als die deutsche Literatur Geschichte schrieb (Frankfurt a.M.: Deutsche Verlagsanstalt, 2012), S. 155. Dass die Aussage authentisch ist, belegt u.a. auch ein Brief Thelens an seinen Bruder Ludwig v. 5.11.1953, vgl. Albert Vigoleis Thelen, Meine Heimat bin ich selbst. Briefe 19291953, Hg. Ulrich Faure und Jürgen Pütz (Köln: DuMont, 2010), S. 464 sowie ein weiterer Brief an Karin Kiwus v. 14.1.1988, vgl. Jürgen Pütz, Hg., Lauter Vigoleisiaden oder: der zweite Blick auf Albert Vigoleis Thelen, (=Die Horen, 45 (2000), Bd. 3, Nr. 199), S. 279–80 (hier S. 280).

3 Hans-Werner Richter, ‘Wie entstand und was war die Gruppe 47’ [1979], zit. n. Böttiger, Die Gruppe 47, S. 232.

4 Ich schließe an meinen Aufsatz ‘Exil und Diaspora — theoretische Ansätze subjektivierter Religiosität dauerhaft exilierter jüdischer Autoren (Feuchtwanger, Wolfskehl, Canetti)’, in Migration, Hg. Helga Mitterbauer, Katharina Scherke und Alexandra Millner (Innsbruck: Studienverlag, 2009), S. 73–91 an, dessen Entstehung Ian Wallace begleitet hat (vgl. das Dankeswort ebd.). Ausgangspunkt war die 1957 geäußerte Kritik Joachim Kaisers (1928–2017) an Lion Feuchtwangers (1884–1958) letzten Roman Jefta und seine Tochter von 1957: Feuchtwangers Sprache sei im Exil ortlos und entfremdet. Die hier entfalteten Überlegungen verorten sich im Kontext der neueren Forschung zu Remigration und Nachexil.

5 Vgl. Christian Adam, Der Traum vom Jahre Null (Berlin: Galiani, 2016), S. 344–48.

6 Hans-Werner Richter, ‘Literatur im Interregnum’ [1947], in Deutsche Literatur 1945–1949, Hg. Helmut Kohl (Frankfurt a.M.: Diesterweg, 1984), S. 95–98.

7 Vgl. Volker C. Dörr, ‘Auferstanden aus Ruinen? Rückwärtsgewandtheit am literarischen Neubeginn nach 1945’, in Die Bonner Republik 1945–1963. Die Gründungsphase und die Adenauer-Ära. GeschichteForschungDiskurs, Hg. Gertrude Cepl-Kaufmann u.a. (Bielefeld: transcript, 2018), S. 97–132 (bes. S. 107–08).

8 Helmut Peitsch, ‘Die Gruppe 47 und die Exilliteratur — ein Mißverständnis?’ in Die Gruppe 47 in der Geschichte der Bundesrepublik, Hg. Justus Fetscher u. a. (Würzburg: Königshausen & Neumann, 1991), S. 108–34 (hier S. 120).

9 Alfred Andersch, Deutsche Literatur in der Entscheidung. Ein Beitrag zur Analyse der literarischen Situation (Karlsruhe: Volk & Zeit, [1948]), S. 30.

10 Andersch, Deutsche Literatur, S. 18.

11 Andersch, Deutsche Literatur, S. 18.

12 Andersch, Deutsche Literatur, S. 6.

13 Peitsch, ‘Die Gruppe 47’, S. 112.

14 Böttiger, Gruppe 47, S. 378–96.

15 Peitsch, ‘Die Gruppe 47’, S. 127.

16 Jürgen Pütz, Doppelgänger seiner selbst. Der Erzähler Albert Vigoleis Thelen (Wiesbaden: Deutscher Universitätsverlag, 1990), S. 32. Der Bruder Ludwig Thelen spricht von einem ‘dritten Exil’, vgl. Walter Delabar, ‘Im dritten Exil? Albert Vigoleis Thelen und die Gruppe 47’, Die Horen, 45.3 (2000), S. 252–66.

17 Albert Vigoleis Thelen, ‘Abstecher zur Gruppe 47’ [1988], in Sie tanzte nackt auf dem Söller. Das Leben des Albert Vigoleis Thelen, Hg. Jürgen Pütz (Hildesheim: Claassen, 1992), S. 301–3.

18 Vgl. Stefan Wieczorek, ‘Emigrantendeutsch? Niederlandismen in Albert Vigoleis Thelens Romanwerk’, in Die Horen, 199, S. 111–16.

19 Thelen, ‘Abstecher’, S. 303.

20 Walter Delabar, ‘Missglückte Rückkehr? Albert Vigoleis Thelen und der bundesdeutsche Literaturbetrieb’, in Albert Vigoleis Thelenein moderner Tragelaph. Perspektiven auf ein vielgestaltiges Werk (= Moderne-Studien Bd. 24), Hg. Moritz Wagner und Magnus Wieland (Bielefeld: Aisthesis, 2019), S. 57–77.

21 Hans-Werner Richter an Rolf Schroers, Br. v. 9.12.1953, zit. n. Delabar, ‘Im dritten Exil’, S. 254.

22 Christian Ernst Lewalter 1953, zit. n. Delabar, ‘Missglückte Rückkehr’, S. 71.

23 Gerhard Sanden 1953, zit. n. Delabar, ‘Missglückte Rückkehr’, S. 71.

24 Vgl. dazu das ausgewogene Urteil Delabars, ‘Im dritten Exil’, S. 254–59 und in Delabar, ‘Missglückte Rückkehr’, S. 66.

25 A. V. Thelen an Ludwig Thelen, Br. v. 5.11.1953 (Thelen, Briefe, S. 463). Der Roman erschien im November 1953.

26 Werbung im Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, abgedruckt in Thelen, Briefe, S. 456–57.

27 Wolfgang Hörner, ‘“Sprache ist weder eine Kinderbewahrschule noch ein Altersheim.” Don Vigos Sprachschwelgereien und ihre Wurzeln bei Fischart, Jean Paul und Sterne’, in Die Horen, 199, 98–110 (hier S. 101); Pütz, Doppelgänger seiner selbst, S. 100.

28 Vgl. etwa A. V. Thelen an Peter Diederichs, Br. v. 22.9.1953 (Thelen, Briefe, S. 451–52.)

29 Georg Pichler, ‘Ein Schelm in finsteren Zeiten. Albert Vigoleis Thelen: Die Insel des zweiten Gesichts’, in Der deutsche und der spanische Schelmenroman, Hg. Margit Raders und María Luisa Schilling Rodríguez (Madrid: Universidad Complutense, 1995), S. 95–105 (hier S. 98).

30 Hörner, ‘Don Vigos Sprachschwelgereien’, S. 100.

31 Hörner, ‘Don Vigos Sprachschwelgereien’, S. 101–05.

32 Wieczorek, ‘Emigrantendeutsch’.

33 Thelen, Briefe, S. 464

34 Nach Wieczorek, ‘Emigrantendeutsch’, S. 111.

35 H. W. Richter an R. Schroers, Br. v. 9.12.1953 zit. n. Delabar, ‘Im dritten Exil’, S. 243.

36 Thomas Mann an A. V. Thelen, Br. v. 17.12.1953, in Die Horen 199, 52.

37 Hörner, ‘Don Vigos Sprachschwelgereien’; Wieczorek, ‘Emigrantendeutsch’, S. 116.

38 Wieczorek, ‘Emigrantendeutsch’, S. 116.

39 Delabar, ‘Missglückte Rückkehr’, S. 58.

40 Pütz, Doppelgänger seiner selbst, S. 96–144 (bes. S. 97).

41 Albert Vigoleis Thelen, Die Insel des zweiten Gesichts. Aus den angewandten Erinnerungen des Vigoleis (Köln: Diederichs, 1953), S. 517. Künftig mit Seitenzahl und der Sigle ‘Insel’ im Text zitiert.

42 Pütz, Doppelgänger seiner selbst, S. 145, vgl. Insel 213: ‘Ich vermeide es, durch die Verwendung spanischer Vokabeln meinen Aufzeichnungen die Würze der örtlichen Verhältnisse zu leihen.’

43 Die Verschriftlichung der Insel erfolgt in den Niederlanden, daher markieren die Niederlandismen auch den Zeitpunkt der Abfassung als ‘persönliche Sprachbiographie’ (Wieczorek, ‘Emigrantendeutsch’, S. 116), die mit dem Erzählgegenstand (Exil auf Mallorca) zunächst keinen Zusammenhang hat.

44 Wieczorek, ‘Emigrantendeutsch’, S. 111–12.

45 Wieczorek, ‘Emigrantendeutsch’, S. 112.

46 Thelen, Der schwarze Herr Bahßetup [1956], zit. n. Wieczorek, ‘Emigrantendeutsch’, S. 112.

47 Wieczorek, ‘Emigrantendeutsch’, S. 112.

48 Wieczorek, ‘Emigrantendeutsch’, S. 112–13.

49 Wieczorek, ‘Emigrantendeutsch’, S. 113.

50 Pütz, Doppelgänger seiner selbst, S. 146–47.

51 Delabar, ‘Missglückte Rückkehr’, S. 67.

52 Pütz, Doppelgänger seiner selbst, S. 150.

53 Wieczorek, ‘Emigrantendeutsch’, S. 115.

54 Ursprünglich wollte Thelen drei Motti, alle aus dem Don Quijote, voranstellen, Thelen, Briefe, S. 348. Dass der Protagonist Vigoleis wie Don Quijote lieber Bücher sammelt als Nahrungsmittel zu kaufen (Insel 328, 533), kann als Referenz gelesen werden; ebenso die zahlreichen quijotesken Charaktere, die den Roman bevölkern (Michael Neumann, Der pikarische Moralist. A. V. Thelens antifaschistischer Roman ‘Die Insel des zweiten Gesichts’ (Wiesbaden: Deutscher Universitätsverlag, 2000), S. 66–67.); sie dienen in ihrer Typisierung der Entlarvung historisch-gesellschaftlicher Zustände, auch der Zustände in der deutschem Kaiserreich und Weimarer Republik). Die Identifizierung von Thelen/Vigoleis mit Don Quijote greift m. E. zu kurz. Siehe Lothar Schröder, Vigoleis – ein Wiedergänger Don Quijotes. Eine Untersuchung zum literarischen Lebensweg des Helden im Prosawerk Albert Vigoleis Thelens (Düsseldorf: Grupello, 2007).

55 Werner Jung, ‘Faschismuskritik und Deutschlandbild in “Die Insel des zweiten Gesicht”’, in Albert Vigoleis Thelen. Mittler zwischen Sprachen und Kulturen, Hg. Heinz Eickmans und Lut Missine (Münster: Waxmann, 2005), S. 21–29.

56 Abgedruckt in Thelen, Briefe, S. 456.

57 Zit. n. Hörner, ‘Don Vigos Sprachwälgereien’, S. 100.

58 A. V. Thelen an Max Rascher, Br. v. 15.1.1952 (Thelen, Briefe, S. 361).

59 Vgl. die Analyse ‘pikaresker Elemente’ bei Thelen in Manfred Kremer, ‘A. V. Thelens Roman “Die Insel des zweiten Gesichts”. Adaption einer alten Form?’ in Der moderne deutsche Schelmenroman. Interpretationen (= Amsterdamer Beiträge zur neueren Germanistik 20), Hg. Gerhart Hoffmeister (Amsterdam: Rodopi, 1985), S. 145–58. Zur Diskussion um Autobiographie und Roman vgl. Rosmarie Zeller, ‘Die poetischen Verfahren Albert Vigoleis Thelens’, in Colloquia Germanica, 12.4 (1979), 329–46. Thelen selbst fasst sein Buch als ‘eine gewaltige Satire der Memoirenliteratur’ auf (Thelen, Briefe, S. 178) und bezieht den Titel auf die Doppelgängerfunktion von Albert Thelen als Verfasser und Vigoleis als literarischer Spiegelfigur.

60 Vgl. Delabar, ‘Missglückte Rückkehr’, S. 70–73.

61 Ria Hess, Untersuchungen zu Albert Vigoleis Thelens ‘Die Insel des zweiten Gesichts’ (Frankfurt a.M.: Lang, 1989) (= Europäische Hochschulschriften R. 1 Bd. 1162), S. 9–26; Pütz, Doppelgänger seiner selbst, S. 218–20.

62 Neumann, Der pikarische Moralist. Vgl. Jan Mohr, Carolin Struwe, Michael Waltenberger, ‘Pikarische Erzählverfahren. Einleitung’, in Pikarische Erzählverfahren. Zum Roman des 17. und 18. Jahrhunderts, Hg. J. Mohr, C. Struwe und M. Waltenberger (Berlin: De Gruyter, 2016) (= Frühe Neuzeit 206), S. 3–34. Für Erzählverfahren, die nur Anleihen beim Schelmenroman machen, ohne alle generischen Bedingungen zu erfüllen, ist der Terminus ‘neopikaresker Roman’ eingeführt worden, vgl. Bruno Schleussner, Der neopikareske Roman. Pikareske Elemente in der Struktur moderner englischer Romane 1950–1960 (Bonn: Bouvier, 1969), S. 181–86 (zu den deutschen Gattungsbeiträgen).

63 ‘Erzählerische Darstellung der Lebensgeschichte eines vagabundierenden Außenseiters (des ‘Schelms’ oder Picaro), der meist aus niedrigem oder dubiosem Milieu stammt und mit moralisch nicht unbedenklichen, ja kriminellen Mitteln, aber auch mit Zähigkeit und Witz in einer korrupten und feindlichen Welt abenteuerliche Gefahren überlebt. Die relativ selbständigen Episoden seiner Lebensgeschichte fügen sich zu einem satirisch akzentuierten Bild der Gesellschaft. Die in der Regel autobiographische Erzählform hat die Funktion, die Authentizität der Geschichte zu beglaubigen und eine distanzierte Bewertung des erzählten Lebenslaufs zu ermöglichen.’ (Jürgen Jacobs, [Art.] ‘Schelmenroman’, in Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft, Bd. III: P-Z, Hg. Klaus Weimar u.a. (Berlin: De Gruyter, 2007), S. 371–74, S. 371).

64 Pichler, ‘Ein Schelm in finsteren Zeiten’, S. 97.

65 Pütz, Doppelgänger seiner selbst, S. 235; Hess, Untersuchungen, S. 10–20; Kremer, ‘Thelens Roman’, S. 147–51; Hans Wagener, ‘Simplex, Felix, Oskar und andere. Zur barocken Tradition im zeitgenössischen Schelmenroman’, in Literarische Tradition heute. Deutschsprachige Gegenwartsliteratur in ihrem Verhältnis zur Tradition, Hg. Gerd Labroisse und Gerhard P. Knapp (Amsterdam: Rodopi, 1988), S. 117–59 (hier S. 130–32), S. 307–31; Moritz Wagner, BabylonMallorca. Figurationen des Komischen im deutschsprachigen Exilroman (Stuttgart: Metzler, 2017), S. 331–49).

66 Neumann, Der pikarische Moralist, Kremer, ‘Thelens Roman’, S. 151.

67 Neumann, Der pikarische Moralist, S. 60.

68 Dazu Neumann, Der pikarische Moralist, S. 62.

69 ‘Bei den anderern Fakultäten dauerte es länger … .’ (Insel 714).

70 Wagener, ‘Simplex, Felix, Oskar’, S. 130.

71 Hess, Untersuchungen, S. 21.

72 Neumann, Der pikarische Moralist, S. 141.

73 Richter, ‘Wie entstand die Gruppe 47’, S. 230.

74 Joachim Kaiser 1958, zit. n. Uwe Neumann (Hg.), Trommelwirbel. Fünfzig Jahre Die ‘Blechtrommel’ (Göttingen: Steidl, 2009), S. 5. Zu Rezeption vgl. Stefan Neuhaus, ‘Vom Skandalroman zum modernen Klassiker. Die Rezeption von Günter Grass’ Roman “Die Blechtrommel” im deutschsprachigen Raum’, in The Echo of ‘Die Blechtrommel’ in Europe, Hg. Jos Joosten und Christoph Parry. Studies on the Reception of Günter Grass’s ‘The Tin Drum’ (Leiden: Brill, 2016), S. 22–40.

75 Hans Magnus Enzensberg 1959, zit. n. Neumann, Trommelwirbel, S. 9–10.

76 Klaus Wagenbach 1959, zit. n. Neumann, Trommelwirbel, S. 11. Vgl. jedoch Anselm Weyer, ‘“Man kann sich modern geben”. Wie innovativ ist der Bestseller “Die Blechtrommel”?’, in Wendejahr 1959? Die literarische Inszenierung von Kontinuitäten und Brüchen in gesellschaftlichen und kulturellen Kontexten der 1950er Jahre, Hg. Matthias N. Lorenz und Maurizio Pirro (Bielefeld: Aisthesis, 2011), S. 115–30 (hier S. 122): die Blechtrommel dürfe in Bezug auf ‘Form und Sprache kaum als innovativ, sondern eher als konservative Rückbesinnung und dezidierte Fortführung der Tradition gelten’.

77 Karl Krolow 1959, zit. n. Neumann, Trommelwirbel, S. 10.

78 Günter Blöcker 1959, zit. n. Neumann, Trommelwirbel, S. 11.

79 Reinhard Baumgart 1959, zit. n. Neumann, Trommelwirbel, S.13.

80 Humbert Fink 1959, zit. n. Neumann, Trommelwirbel, S. 15.

81 Walter Höllerer 1959, zit. n. Neumann, Trommelwirbel, S. 15.

82 Günter Blöcker 1959, zit n. Neumann, Trommelwirbel, S. 11.

83 Böttiger, Die Gruppe 47, S. 126, 148.

84 Böttiger, Die Gruppe 47, S. 125–26, 139–40.

85 Böttiger, Die Gruppe 47, S. 130f.

86 Günter Grass, ‘Rückblick auf die “Blechtrommel” — oder Der Autor als fragwürdiger Zeuge. Ein Versuch in eigener Sache’, in Günter Grass, Werkausgabe, Bd. 1: Essays und Reden II, 1970–1979, Hg. Volker Neuhaus und Daniela Hermes (Göttingen: Steidl, 1997), S. 323–32 (hier S. 325). Vgl. zu dieser Produktionsästhetik Christoph Schmitt–Maaß, ‘Defäkierende Dichter*innen. Zur Poetik der Textmassenproduktion im Copy-Paste-Zeitalter (Rainald Goetz und Elfriede Jelinek)’, in Ars metabolica. Stoffwechsel und Digestion als literarisch-kulturelle Prozesse, Hg. Vanessa Höving und Peter Risterholz (Freiburg/Brsg.: Rombach, 2023) [im Druck].

87 Unbefriedigend, da über allgemeine Beobachtungen nicht hinauskommend: Michael Hofmann, ‘Lebensansichten eines zwergwüchsigen Picaro. Zur Barockrezeption in Günter Grass’ “Blechtrommel”’, in Images modernes et contemporaines de l’homme baroque, Hg. Jean-Marie Paul (Nancy: Centre de Recherches Germaniques et Scandinaves de l‘Université de Nancy II, 1997) S. 273–83. Mir nicht zugänglich war (bei Hofmann nicht berücksichtigt): Alexander Weber, Günter Grass’s Use of Baroque Literature (Leeds: Maney, 1995).

88 Volker Neuhaus, Günter Grass. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage (Stuttgart: Metzler, 2010) (=Sammlung Metzler 179), S. 25.

89 Klaus Wagenbach, zit. n. Neuhaus, Grass, S. 29.

90 Neuhaus, Grass, S. 30–31.

91 Neuhaus, Grass, S. 30; Klaus Schenk, ErzählenSchreibenInszenieren. Zum Imaginären des Schreibens in Prosatexten von der Romantik zur Moderne (Tübingen: Francke, 2012), S. 345.

92 Neuhaus, Grass, S. 33.

93 Neuhaus, Grass, S. 33.

94 Schenk, Zum Imaginären, S. 345.

95 Hans Mayer, ‘Felix Krull und Oskar Matzerath’ [1969], in Positionen des Erzählens. Analysen und Theorien zur Literatur der Bundesrepublik, Hg. Heinz Ludwig Arnold und Theo Buck (München: Beck, 1976) (= Beck’sche Schwarze Reihe 140), S. 49–67 (hier S. 52).

96 Schenk, Zum Imaginären, S.346.

97 Ein Blick auf die ‘Urtrommel’ von 1956 erweist, dass Grass die letzte Fassung erheblich anreichert und mit jenen Sinnbildern, Metaphern und Vergleichen ausstattet (‘Grass hat also gerade die Ebene der sinnbildlichen Deutungen des Erzählers bis zur letzten Fassung noch entschieden ausgearbeitet’ (Silke Jendrowiak, ‘Die sogenannte “Urtrommel”. Unerwartete Einblicke in die Genese der “Blechtrommel” von Günter Grass’, in Monatshefte 71.2 (1979), 172–86 (hier S. 182), vgl. a. S. 175), die in der zeitgenössischen Rezeption als ‘barock’ wahrgenommen wurden. Indem Grass Metaphern der Alltagswelt (Krankenschwester) oder Abbilder geistesgeschichtlicher und religiöser Gestalten (Goethes Wahlverwandschaften, der gipserne Jesusknabe) an die Stelle metaphysischer Entitäten setzt, banalisiert und trivialisiert er eine ‘an säkularisierten christlichen Vorstellungen orientierte Weltsicht’ (ebd., S. 184).

98 Schenk, Zum Imaginären, S. 347.

99 Schenk, Zum Imaginären, S. 348.

100 Günter Grass, ‘Die Verzweiflung arbeitet ohne Netz. Gespräch mit H. L. Arnold, September 1974’, in Günter Grass, Werke, Bd. 24: Gespräche 1958–2015, Hg. Dieter Stolz und Werner Frizen (Göttingen: Steidl, 2020), S. 142–83 (hier S. 169).

101 Christoph Parry, ‘Return of the Picaresque. Günter Grass’s Self-Positioning with Regard to World Literature and its Effect on his International Reception’, in Oxford German Studies, 48.3 (2019), 346–58 (hier S. 351–53). Für einen Forschungsüberblick vgl. Siegfried Mews, Günter Grass and his Critics: From the ‘Tin Drum’ to ‘Crabwalk’ (Rochester, NY: Camden House, 2008), S. 22–28; Franz Josef Görtz, ‘Kommentierte Auswahl-Bibliographie’, in Text und Kritik, 1/1a: Günter Grass, Hg. Heinz Ludwig Arnold, 5. Aufl. (München: Text + Kritik,1978), S. 175–99, hier S. 179–82; Dominique Schärer, ‘Die Blechtrommel und die Gattungstradition des deutschen und spanischen Schelmenromans’, in Versants. Revue suisse des littératures romanes, 37 (2000), 179–96.

102 Wilfried van der Will, Metamorphosen des Schelms bei Thomas Mann, Döblin, Brecht, Grass (Stuttgart: Kohlhammer, 1967), S. 63.

103 In jüngster Zeit etwa mit Bezug auf Rabelais, Peter Arnds, ‘Grass’s “Die Blechtrommel” and Rabelais’ “Gargantua and Pantagruel”: Translating the Picaresque into a German Context after 1945’, in Oxford German Studies, 48.3 (2019), 311–27.

104 Zugespitzt gesagt: Ritterroman und Pikaro-Roman verhalten sich zueinander wie Bildungsroman und Blechtrommel (Ulrich Wicks, Picaresque Narrative, Picaresque Fictions: A Theory and Research Guide (Westport, CT: Greenwood, 1989), S. 62). Zu Aspekten der Blechtrommel, die unvereinbar sind mit dem pikarischen Erzählverfahren vgl. Wagener, ‘Simplex, Felix, Oskar’, S.135–36. Hier nicht weiter diskutiert werden Parallelen zwischen Grimmelshausens Simplicissimus und der Blechtrommel, vgl. dazu Wagener, ‘Simplex, Felix, Oskar’, S. 134, S. 136.

105 Berit Balzer, ‘“Die Blechtrommel” von Günter Grass. Ein moderner Schelmenroman?’, in Der deutsche und der spanische Schelmenroman, Hg. Margit Raders u.a. (Madrid: Editiones del Orto, 1995), S. 105–14 (hier S. 112).

106 So schon Mayer, ‘Felix Krull und Oskar Matzerath’, S. 53.

107 Wagener, ‘Simplex, Felix, Oskar’, S. 133.

108 Peter-André Alt, ‘Der Schelm und die Nazis. Ordnungsstörung als pikareskes Prinzip im Erzählen über das Dritte Reich. Malaparte, Grass und Littell’, in Wilde Lektüren. Literatur und Leidenschaft. FS Hans Richard Brittnacher, Hg. Almut Hille, Susanne Scharnowski, Wiebke Amthor (Bielefeld: Aisthesis, 2012), S. 383–407 (hier S. 393).

109 Alt, ‘Der Schelm und die Nazis’, S. 394.

110 Vgl. dagegen Wagener, ‘Simplex, Felix, Oskar’, 120–21. Die von Wagener herausgearbeiteten pikarischen Elemente sind wohl der strukturell überzeugendste Versuch, dem ‘Schelmenroman’ in der Blechtrommel beizukommen, wurden jedoch in der Forschung nicht durchgehend berücksichtigt. Ich orientiere mich an Wageners Strukturtypologie und reichere sie durch Mohr, Struwe, Waltenberger, ‘Pikarische Erzählverfahren’ und Jacobs, ‘Schelmenroman’ an.

111 Balzer, ‘“Die Blechtrommel” von Grass’, S. 109.

112 Mohr, Struwe, Waltenberger, ‘Pikarische Erzählverfahren’, S. 22.

113 Jacobs, ‘Schelmenroman’, S. 371.

114 Wagener, ‘Simplex, Felix, Oskar’, S. 122, 134.

115 Mohr, Struwe, Waltenberger, ‘Pikarische Erzählverfahren’, S. 24.

116 Alt, ‘Der Schelm und die Nazis’, S. 395.

117 Willy Schumann, ‘Wiederkehr der Schelme’, in PMLA 81.7 (1966), 467–74 (hier S. 468).

118 Arnds, ‘Grass’s “Die Blechtrommel”’, S. 316; Schumann, ‘Wiederkehr der Schelme’, S. 472.

119 Detlef Kremer, ‘Körper und Gewalt im frühneuzeitlichen Roman. “Lazarillo de Tormes”, Rabelais’ “Gargantua” und Grimmelshausens “Simplicissimus Teutsch”', in Simpliciana, 27 (2005), 65–75 (hier S. 68).

120 Dazu Alt, ‘Der Schelm und die Nazis’, S. 393–400.

121 Alt, ‘Der Schelm und die Nazis’, S. 396.

122 Wagener, ‘Simplex, Felix, Oskar’, S. 121.

123 Günter Grass, Werke, Bd. 4: Die Blechtrommel, Hg. Dieter Stolz und Werner Frizen (Göttingen: Steidl, 2020), S. 137. Künftig unter der Sigle ‘Blechtrommel’ mit Seitenzahl im Text zitiert. M.E. vernachlässigt Arnds, ‘Grass’s “Die Blechtrommel”’, S. 317 durch eine zu starke Konzentration auf Bachtin eine eher narrative Analyse bezüglich ‘frühneuzeitlicher‘ Erzählverfahren.

124 Wagener, ‘Simplex, Felix, Oskar’, S. 121.

125 Wagener, ‘Simplex, Felix, Oskar’, S. 133.

126 Vgl. dazu Laurence A. Rickels, ‘Die “Blechtrommel” zwischen Schelmen- und Bildungsroman’, in Der moderne deutsche Schelmenroman. Interpretationen, Hg. Gerhart Hoffmeister (Amsterdam: Rodopi, 1986) (= Amsterdamer Beiträge zur Neueren Germanistik 20), S. 109–32 (hier S. 111–13).

127 ‘Und Merkur, der Gott der Diebe und des Handels, segnete uns, weil ich, im Zeichen der Jungfrau geboren, seinen Stempel besaß, den ich gelegentlich festen Gegenständen aufdrückte’ (Blechtrommel 225). Vgl. Rickels, ‘Die “Blechtrommel”’, S. 113f. Zur Ambivalenz dieser Gottheit und ihr Einfluss auf die Blechtrommel vgl. Klaus Haberkamm, ‘Das Horoskop als erzählerisches Motiv. Grimmelshausen — Goethe — Grass’, in Simpliciana, 29 (2007), 249–65 (hier S. 259, Anm. 12).

128 Mohr, Struwe, Waltenberger, ‘Pikarische Erzählverfahren’, S. 17–18; Wicks, Picaresque Narrative, S.332.

129 Alt, ‘Der Schelm und die Nazis’, S. 398.

130 Mohr, Struwe, Waltenberger, ‘Pikarische Erzählverfahren’, S. 18.

131 Arnds, ‘Grass’s “Die Blechtrommel”’, S. 324.

132 Parry, ‘Return of the Picaresque’, S. 349.

133 Parry, ‘Return of the Picaresque’, S. 355.

134 Elisabeth Krimmer, ‘“Ein Volk von Opfern?” Germans as Victims in Günter Grass’s “Die Blechtrommel” and “Im Krebsgang”’, in Seminar: A Journal of Germanic Studies, 44.2 (2008), 272–90 (hier S. 276).

135 Weyer, ‘Bestseller “Die Blechtrommel”’, S. 125.

136 Harro Zimmermann, ‘Paradoxien über den deutschen Kleinbürger. Zur Rezeption der “Blechtrommel” von Günter Grass’, in Flandziu. Halbjahresblätter für Literatur der Moderne, 2 (2012), 191–207.

137 Jendrowiak, ‘Die sogenannte “Urtrommel”’, S. 178.

138 ‘Oskar sang damals viel. Verzweifelt viel sang er. Immer wenn ich zu später Stunde die Herz-Jesu-Kirche verließ, zersang ich etwas.’ (Blechtrommel 456) Vgl. Kremer, ‘Thelens Roman’, S. 153.

139 Benjamin Bühler, ‘Picaro und Picara an den Grenzen des Sozialen’, in Ders., Zwischen Tier und Mensch. Grenzfiguren des Politischen in der Frühen Neuzeit (München: Fink, 2013), S. 143–87 (hier S. 161).

140 Wagener, ‘Simplex, Felix, Oskar’, S. 121.

141 Jendrowiak, ‘Die sogenannte “Urtrommel”’, S. 181.

142 Mohr, Struwe, Waltenberger, ‘Pikarische Erzählverfahren’, S. 12–14; Wagener, ‘Simplex, Felix, Oskar’, S. 121.

143 Weyer, ‘Bestseller “Die Blechtrommel”’. So bereits 1965 Hans Mayer in seiner Rezension im London Times Literary Supplement, zit. n. Hans Edwin Friedrich, ‘Großkritiker und Großschriftsteller. Hans Mayer und Günter Grass’, in treibhaus, 4 (2008), Die Anfänge der DDR-Literatur, 334–51 (hier S. 339).

144 Theodor W. Adorno, ‘Was bedeutet: Aufarbeitung der Vergangenheit?’ [1959], in Ders., Gesammelte Schriften, Bd. 10.2: Kulturkritik und Gesellschaft II, Hg. Rolf Tiedemann u.a. (Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 1977), S. 555–72.

145 Krimmer, ‘Germans as Victims’.

146 Jacobs, ‘Schelmenroman’, S. 373.

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Notes on contributors

Christoph Schmitt-Maaß

Christoph Schmitt-Maaß is German Tutor and Montgomery-DAAD Fellow at Lincoln College, Oxford. He studied Modern German Literature & Media as well as General and Comparative Religious Studies in Marburg, Zurich and Lucerne; PhD 2007 at the University of Basel with a thesis on contemporary German-language ethnopoetry; Habilitation 2017 at the University of Potsdam with a thesis on the reception of Fénelon's ‘Télémaque’ in the German-speaking world; most recently own DFG position at LMU Munich researching the German-language reception of Jansenism. Research interests include literature from the seventeenth century to the present, religion and literature, cultural transfer. Recent publications include: Kritischer Kannibalismus. Eine Genealogie seit der Frühaufklärung (2019); ‘Katholische Aufklärung’ — Möglichkeiten und Grenzen eines Konzepts, edited with Gideon Stiening & Friedrich Vollhardt (2021); ‘Im Glashaus. Narrativierte Transparenz-Kritik in der Weimarer und Bonner Republik von Benjamin bis Koeppen’, in: Erzählte Architektur, ed. by A. Mussack, L. Orendi & J. Aderbauer (2022).

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