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Research Article

Religiöse Anti-Nazi-Propaganda bei Dorothy L. Sayers und Thomas Mann

Abstract

Die Werke der englischen Kriminalautorin Dorothy L. Sayers (1893–1957) und des deutschen Nobelpreisträgers Thomas Mann (1875–1955) könnten unterschiedlicher kaum sein, und dennoch zeigt die folgende Studie eine Reihe gemeinsamer Quellen, relevanter Verbindungen und paralleler Vorgehensweisen. So wurden beide Literaten während des Zweiten Weltkrieges von der BBC beschäftigt und schrieben Texte mit religiösen Inhalten gegen die nationalsozialistische Propaganda. Bei der folgenden Untersuchung soll nicht geklärt werden, ob sich dabei ein zweifelnder Thomas offenbarte oder ob sich Sayers der Häresie schuldig machte. Es soll an diesem Vergleich u.a. gezeigt werden, wie religiöse Aspekte durch ihr traditionelles Fundament Richtwerte bieten, und wie in gesellschaftlichen Krisen die literarische Darstellung von Leitbildern wie Mose oder Jesus politisch relevant wird.

DOROTHY L. SAYERS

Footnote1Während man sich in der Germanistik seit der einflussreichen Studie von Albrecht Schöne immer wieder mit dem Phänomen der Pfarrersöhne beschäftigte,Footnote2 hat man dies in der anglo-amerikanischen Forschung in den letzten Jahren auf Pastorentöchter ausgeweitet, da diese z.B. einen wichtigen Einfluss auf die Entwicklung des englischen Romans ausübten.Footnote3 Eine in diesem Zusammenhang interessante Autorin ist die aus Oxford stammende Pastorentochter Dorothy L. Sayers, deren religiöse Ansichten umstritten waren und die sogar den ersten theologischen Doktortitel für eine Frau ablehnte, da sie sich mehr als Literatin denn als Theologin verstand. International bekannt durch ihre populären Detektivgeschichten sind zu ihrem Gesamtwerk mitlerweile zahlreiche Studien erschienen, darunter theologische und literaturwissenschaftliche.Footnote4 In der deutschen Literaturforschung ist Sayers ein wenig beachtetes Thema.Footnote5 Bertolt Brecht scheint schon früh mit ihren Kriminalgeschichten vertraut gewesen zu sein, denn in seiner Abhandlung über Detektivromane bescheinigt er Sayers ‘Wissenschaftlichkeit’Footnote6, und so erscheinen dann in Kindlers Litaraturlexikon mit Gaudy Night und The Nine Tailors auch immerhin zwei von Sayers angesehnsten Kriminalgeschichten.Footnote7 In seinem Nachwort zur deutschen Übersetzung von The Nine Tailors (Der Glockenschlag) erklärt Walther Killy den theologischen Grundton in Sayers Romanen.Footnote8 Dass dies nicht nach dem Geschmack eines jeden Lesers war, zeigt z.B. die FAZ Rezensentin Christa Rotzoll, die den Detektivroman Der Fall Harrison entsprechend kritisierte, weil Sayers einen Ehebruch bereits als einen halben Mordbeweis gewertet hatte.Footnote9 Dabei bezog sich Sayers, die zeitlebens ein uneheliches Kind verheimlichte, oft verdeckt auf autobiographische Erfahrungen. In England ist Sayers nicht nur für ihre Kriminalgeschichten bekannt, sondern auch als Hörspielautorin und als Übersetzerin von Dantes Devina Commedia. Sie verfasste zudem auch Schriften zur gesellschaftlichen Rolle der Frau. Doch obwohl sie als eine der ersten Frauen überhaupt einen Universitätsabschluss in Oxford erhielt und einen radikalen Lebensstil in der Boheme Londons pflegte, war sie u.a. aufgrund ihrer Vorstellung eines ‘individuellen Feminismus’Footnote10 und eines sogenannten ‘I’m not a feminist but-syndrome’Footnote11 umstritten. So warnte sie bereits im Jahr 1938 vor einem unbeherrschten Feminismus: ‘It used to be said that women had no esprit de corps; we have proved that we have — do not let us run into the opposite error of insisting that there is an aggressively feminist ‘point of view’ about everything.’Footnote12

In den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg etablierte sich Sayers als Dramatikerin. Sie war beauftragt worden, in der Nachfolge von T.S. Eliots Murder in the Cathedral (1935) ein Schauspiel für das Canterbury Festival zu schreiben. Ihr Stück A Zeal of Thy House (1937) war sehr erfolgreich und wurde anschließend auch im Londoner West End gespielt. Sayers versuchte, dem Publikum religiöse Themen interessanter zu präsentieren und sprach sich für eine weniger theologische Sprache aus. Zwei Jahre später erschien ihre zweite Produktion für das Canterbury Festival, eine Faust-Bearbeitung mit dem Titel The Devil to Pay.

Thomas Manns Beschäftigung mit Goethe ist in der Forschung bereits ausgiebig behandelt worden und sein frühes Interesse am Faust-Stoff ist bekannt.Footnote13 Während des Krieges erwähnt er Faust auch in seinen BBC Radioansprachen und erklärt im Juli 1942, dass der stupide Hitler ohne ‘Faustens Seele, der Seele der Menschheit’,Footnote14 in die Hölle fahren wird. Ein Jahr später beginnt Thomas Mann mit seinem Roman Doktor Faustus. Dorothy L. Sayers Beschäftigung mit Goethes Faust beginnt ebenfalls sehr früh. Als 17-jährige erwähnt sie in einem Brief über ihre deutsche Schullehrerin Fräulein Seipp: ‘I pleased her so much last week by translating a bit out of Faust into English verse. She has sent it to Germany as a specimen of English intelligence.’Footnote15 Auf Einladung ihres ehemaligen Deutschlehrers an der Universität Oxford, L.A. Willoughby, hielt Sayers am 22 Februar 1945 vor der English Goethe Society in London einen Vortrag zu dem Thema ‘The Faust legend and the idea of the devil.’ Sie kommt dabei auch auf ihre eigene Faust-Bearbeitung The Devil to Pay zu sprechen:

The play only ran for a few weeks in London — largely because of the imminence of the war which we had been largely instrumental in bringing about, through a refusal of responsibility, and through a determined refusal to believe in the possibility of a deliberate will to evil.Footnote16

Während Sayers in diesem Zusammenhang über die Gefahr des Bösen referierte, erschütterte eine deutsche Bombe das Gebäude, worauf sie ruhig mit den Worten fortfuhr: ‘What did I tell you?’Footnote17 Diese kurze Anekdote von Barbara Reynolds weist auf einen wichtigen Aspekt in Sayers Anti-Nazi-Propaganda hin. Sie sah die englische Bevölkerung in der Mitverantwortung. Es war von Anfang an Sayers Ziel, ihren Lesern und Zuhörern die reale Absicht des Bösen aufzuzeigen und ihr durch die Stärkung der eigenen christlichen Überzeugung Einhalt zu gebieten.

Die von Sayers erwähnten Aufführungen von The Devil to Pay im Sommer des Jahres 1939 fanden zunächst auch in Deutschland Beachtung. Die Berliner Zeitung berichtete über die Aufführung ‘in der berühmten Kathedrale von Canterbury’. Zwar nennt der Rezensent die Inszenierung zu Beginn ‘eine neue und eigenartige Bearbeitung der Faustlegende’, fasst das Stück aber anschließend positiv zusammen: ‘In dem Drama, das stark mit Humor gewürzt ist und über starke dramatische Spannungen verfügt, werden gesprächsweise auch allermodernste Fragen behandelt.’Footnote18 Es war dann allerdings gerade die deutsche Mobilmachung, die dazu führte, dass die weitere Aufführung des Faust-Stückes behindert wurde. Sayers schreibt kurz vor Kriegsbeginn über die Erfolgsaussichten der Aufführungen: ‘I feel we should have more chance if it would please God to call Adolf Hitler to Himself; perhaps He does not want him.’Footnote19

KARL BARTH, HERMANN RAUSCHNING UND ERIKA MANN

Unmittelbar nach Kriegsbeginn erhielt Sayers einen Brief von dem Theologen Karl Barth, ein bekennender Bewunderer ihrer Detektivgeschichten. Barth gesteht ihr hierin, dass sich sein Interesse an ihren Werken durch das Faust-Stück nochmals vermehrt habe, und dass er damit begonnen habe, ihr Büchlein The Greatest Drama Ever Staged ins Deutsche zu übersetzen. In diesem 1938 erschienenen Text hatte Sayers das kirchliche Dogma verteidigt, und Barth bittet Sayers in seinem Brief um die Klarstellung einiger Stellen. Er verspricht ihr, ‘das Meinige zu tun, daß Ihre Stimme auch in den interessierten Kreisen deutscher Sprache — soweit sie heute noch erreichbar sind — gehört wird.’Footnote20 Sayers Antwort gibt Aufschluss darüber, warum es in England gerade zur Zeit des Zweiten Weltkrieges zu einem ‘goldenen Zeitalter der literarischen Laientheologen’Footnote21 kommen konnte:

Churchmen here are very kind to me, and seem to think it valuable that I should write these plays and articles because the common people are more ready to listen to a layman than to a professional person who, as they feel, is ‘paid to think like that’, and who often uses conventional religious expressions which mean nothing very much to uninstructed persons. […] It looks as though we were going to be left in the last ditch fighting for Christendom.Footnote22

Mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus und spätestens mit dem Beginn des Krieges hatte die populäre Theologie von Literaten wie T.S. Eliot, C.S. Lewis und Dorothy L. Sayers in England eine besondere Bedeutung erhalten. Es galt im Angesicht des anti-christlichen Feindes die religiösen Werte in einer verständlichen Sprache zu vermitteln und sich auf die Gemeinsamkeiten innerhalb der Denominationen zu konzentrieren. Dieses Zusammenkommen trotz aller theologischen Differenzen zeigt sich ironischerweise auch bei Sayers humorvoller Kritik an Karl Barths Schreibstil: ‘I find his style unendurable, but his influence is undoubted. He is a Calvinist and accuses me of being a Pelagian — but what is a little total depravity between friends.’Footnote23

Während des Krieges empfahl Sayers das Lesen von Barth als eines der ‘leaders of Christian thought who interpret world events with depth and insight.’Footnote24 Es ist im Rahmen dieser Untersuchung nicht möglich, ausführlicher auf theologische Aspekte einzugehen. Es soll aber darauf hingewiesen werden, dass Thomas Mann ebenfalls in direktem Kontakt mit Karl Barth stand und dass er versuchte, den Schweizer als Mitarbeiter für seine Exilzeitschrift Maß und Wert zu gewinnen.Footnote25 In einem Brief an Barth dankt er diesem für den ergreifenden Eindruck, den dessen Schriften auf ihn machten und lobt ihn für ‘das erste deutsche Wort freien und kraftvollen Protestes gegen das Verbrechen des Nazitums am Abendland, das heißt, am christlichen Geist.’Footnote26 Sayers und Mann solidarisierten sich bereits vor dem Ausbruch des Krieges mit Karl Barths Verteidigung des Christentums gegen die Nazis.

Das von Barth geschätzte Drama The Devil to Pay scheint seinen Weg auch in die Privatschulen Englands gefunden zu haben, denn am zweiten Jahrestag des Zweiten Weltkrieges bedankte sich Dorothy L. Sayers schriftlich bei dem Leiter des elitären Eton Colleges für eine positive Bewertung. Dessen Schülern hatte ihre Faust-Bearbeitung sehr gefallen, und so erklärt ihm Sayers in ihrem Antwortschreiben, wie eine ganze Generation auf das Unversöhnlichste und Barbarischste verführt werden könne, wenn sie die etablierten christlichen Dogmen verwerfe. Sie gibt zu bedenken, dass sie vielleicht zu viel von Hermann Rauschning gelesen habe, aber dass jegliche Pläne einer neuen Weltordnung eben zu einer Simplifizierung des Menschen führe, und dass dann überall der Teufel los sei.Footnote27

Der von Sayers zu viel gelesene Hermann Rauschning war der Regierungschef von Danzig gewesen bevor er sich von der NSDAP distanzierte und 1934 schließlich aus der Partei ausgeschlossen wurde. Er floh und wirkte im Exil als Faschismustheoretiker, dessen erfolgreiche Werke auch ins Englische übersetzt wurden. Sayers hatte ihren Lesern bereits unmittelbar nach Kriegsbeginn Hermann Rauschnings Germany’s Revolution of Destruction (1939)Footnote28 zum Lesen empfohlen, da es einen guten Einblick in die Nazi-Nation biete.Footnote29 In ihrer eigenen Abhandlung Begin Here. A War-Time Essay (1939) schreibt sie über Rauschnings Buch: ‘The story of Nazi Germany from the inside. The author was Hitler’s “right-hand man” in Danzig until the Nazi régime reached a point beyond which he could not tolerate it, and he had to quit the country.’Footnote30 Rauschning hatte in diesem Werk u.a. von dem folgenden Ziel der Nazis berichtet: ‘The annihilation of the Christian faith as the most deep-seated root of Western civilization and of the social order.’Footnote31 In diesem Zusammenhang gehöre auch die Vernichtung der deutschen Juden.Footnote32 Das Propagandieren der Rolle Hitlers beschreibt Rauschning ebenfalls als religiös: ‘Hitler is deliberately and unceasingly held up to the masses as a deity. […] The Messiah-figure of the leader is the indispensable centre of their propaganda.’Footnote33

Sayers Buch Begin Here hatte es sich zur Aufgabe gesetzt, den Zweiten Weltkrieg in seinem historischen Kontext zu zeigen und Überlegungen angestellt, wie die britische Bevölkerung den neuen Herausforderungen entgegentreten sollte. Der Text wurde ihrer eigenen Angabe nach oft als christliche Propaganda begrüßtFootnote34 und erhielt nicht nur in protestantischen sondern auch in katholischen Kreisen ein positives Echo.Footnote35 Ihre Abhandlung baut auf Rauschning auf und kommentiert die Vorgehensweise der Nazis: ‘[Germany] seems to be in the process, not so much of officially abolishing Christianity, as of making it impossible in practice’ (32). Sayers erklärt zudem, dass die Nazis ihr eigenes Volk gepackt haben, ‘with all the power of a militant religion’ (127) und erklärt den Krieg gegen Deutschland als ‘just, and in the most terrible sense, a holy war’ (90). In der gleichen Weise, wie sie den Erfolg ihrer religiösen Schauspiele auf ihre Vermittlerrolle als Laientheologin zurückführte, sieht sie sich bei ihrer politischen Schrift als Amateurin mit literarischen Qualitäten gut plaziert, da so die breite Bevölkerung erreicht werden könne (132). Sayers stellt heraus, dass Teile Deutschlands bis zum Ende des 14 Jahrhunderts nicht christianisiert waren (39) und stellt die religiöse Einigkeit dem absoluten Nationalismus des Nazi-Staates gegenüber (59). Dabei bezieht sie sich oft auf ein allgemein gültiges moralisches Gesetz. Sie spricht von einem ‘law of human nature’ (37), ‘universal law’ (38), ‘eternal standards’ (81) oder auch ‘eternal standard of values’ (90).

Thomas Mann bezieht sich in seinen Radioansprachen ebenfalls auf ein ‘sittliches Grundgesetz’, ‘Grundgesetz des Menschenverstandes’, und ‘Sittengesetz der Humanität’, das blasphemisch von den Nazis geschändet worden sei und das es zu verteidigen gelte. (97) Wie im letzten Abschnitt dieser Untersuchung ausführlicher zu zeigen sein wird, stellt Mann dabei in Einklang mit Hermann Rauschning die Bedeutung des Dekalogs für das Überwinden des Nationalsozialismus heraus. Thomas Mann kannte Rauschning persönlichFootnote36 und veröffentlichte mehrere Aufsätze von ihm in der bereits erwähnten Exilzeitschrift Mass und Wert. Rauschning stellt hier u.a. fest: ‘Die junge Generation: Für sie gibt es kein Christentum mehr.’Footnote37

Sayers beschäftigt sich in Begin Here auch mit dem Familienleben in Deutschland und stellt fest: ‘In fact, the whole system of party organisations tends to break up family union’ (83). Die Informationen über Familie und Kindheit unter den Nazis stammt aus dem Buch einer anderen deutschen Autorin, die Sayers ihren Lesern ebenfalls empfahl: Erika Manns Zehn Millionen Kinder (1938), welches noch im gleichen Jahr als School for Barbarians ins Englische übersetzt wurde,Footnote38 hohe Verkaufszahlen erzielteFootnote39 und in zahlreichen englischen Zeitungen und Journalen rezensiert wurde. The Spectator berichtet beispielsweise: ‘No theme could be more important than that of Erika Mann’s book, and its importance is clearly stated in the brief introduction which Thomas Mann has contributed to his daughter’s study.Footnote40 Sayers selbst stellt Erika Manns Buch wie folgt dar: ‘It shows how the “absolutism” of the state breaks up all family life, and how the whole of education is directed to war aims’ (158). Auch in ihrer Auffassung vom Nationalsozialismus als anti-christliche Bewegung konnte sich Sayers durch Erika Mann bestätigt sehen. Mann hatte zum Schulunterricht erklärt: ‘The lessons in Religion are an opportunity to bring up children in a faith which, to be sure, is at the opposite to Christianity, in that it preaches hate instead of love, arrogance versus humility; force versus charity’ (82). Sie übersetzte für den englischen Leser aus der Nazi-Zeitschrift The Fountain vom 2 Januar 1934: ‘How high Horst Wessel towers over that Jesus of Nazareth! That Jesus who pleaded that the bitter cup be taken from him! How unattainably high all Horst Wessels stand above this Jesus!’ und erklärt hierzu: ‘It must be repeated that nothing can be said in Germany without official sanction. Thus the words of journalists are, in their way, as “official” as government statements’ (84). Zum Schullehrplan erwähnt sie: ‘It would be superfluous to remark that the whole curriculum is an insult to the Christian religion’ (85). Erika Mann sah im Nationalsozialismus eine Form der Religion (87) und nennt als zwei der Hauptfeinde des Nationalsozialismus die jüdische und christliche Religion (148). Sie erwähnt ‘the fanatical war of National Socialism against the Church’ (91) sowie deren ‘anti-Christian campaign’ (149) und zitiert eine Anzahl anti-religiöser Aussagen von Nationalsozialisten: ‘One high functionary of the Party, on the occasion of a recent Party meeting in Halle, referred to Jesus Christ as “This swine”. School teachers had repeatedly called Jesus a “Jewish tramp” in the classroom’ (148). Auch der scheinbar göttliche Auftrag Hitlers wird, wie bereits bei Rauschning, als Prämisse hervorgehoben: ‘All this is simple if you accept the premise that Hitler has come to his people directly from God. After that there can be no scruples’ (83). Erika Mann kritisiert in ihrem Buch zudem bereits einen populären Nazi-Slogan, auf den wir später noch zurückkommen werden: ‘With the help of National Socialism we shall rescue religion from the threat of Bolshevism’ (25).

Die religiösen Aspekte in Erika Manns Buch fanden auch in den entsprechenden Rezensionen ein Echo. Das Time Magazine bezeichnet ihr Werk als ‘her angriest book’ und der Rezensent erwähnt die Obszönität, mit der die Nazis die Juden und Priester verleumden.Footnote41 The Daily Telegraph entnimmt der School for Barbarians, dass nicht nur die christlichen Tugenden der Güte und des Anstandes vernichtet werden sondern Religion an sichFootnote42 und das Journal of Education schreibt:

Religious education consists of a perverted Christianity, the so-called “— Positive Christianity” — advocating hatred instead of love, arrogance in place of humility, and force as preferable to charity. The entire “religious curriculum” is an insult to the Christian religion. (p. 88). Hitler and the other Nazi heroes receive the adoration formerly reserved for Jesus.Footnote43

Die Verbindung zwischen Erika Manns Anti-Nazi Schrift, Dorothy L. Sayers und der Presse wird auch anhand einer anderen Veröffentlichung deutlich. Sayers hatte ihre populären Romane mit dem Detektiv Lord Peter Wimsey während des Krieges nicht weitergeführt. Sie begründete dies damit, dass es während des Krieges bereits ausreichend gewalttätige Tode gegeben habe, und dass ein paar private Morde dabei überflüssig erscheinen.Footnote44 Dennoch benutzte sie ihre berühmte Romanfigur und dessen Angehörigen in den sogenannten ‘Wimsey Papers’, einer regelmäßigen Serie in der Zeitung The Spectator, die Sayers etwa zur gleichen Zeit wie Beginn Here schrieb. Die ‘Wimsey Papers’ waren fiktive Briefe der besagten Familie Wimsey, in denen Alltagssituationen während der Anfangszeit des Krieges in England geschildert wurden. Es ging z.B. darum, wie man sich zur Radio-Propaganda des Lord Haw-Haw verhalten solle. Hierbei findet sich auch Erika Manns NS-Kritik wieder. In der School for Barbarians hatte diese über die Scheinheiligkeit der Nazis geschrieben:

“Save the family!” the Nazis had been shouting. “Save Religion!” they knew they would have to destroy both. And they came into power, disguised as saviours, and took hold of the German family and religion, hoping to be undetected while they did away with both. […] The word gemutlich (untranslatable and reproduced in German for its flavour) can’t be applied very well to the German of today. (18)

Des weiteren hatte Erika Mann die Zeitschrift Der Stürmer als untunliche Schullektüre herausgestellt: ‘The Stürmer, which writes almost exclusively about sexual outrages, bedroom gossip, and scandal, is read in the schools to children between six and fourteen; its denunciations are themes for their homework’ (78). Diese Kritik an der Vorgehensweise und Morallosigkeit der Nazis hat Dorothy L. Sayers von Erika Mann übernommen und in den ‘Wimsey Papers’ auf den Kriegsalltag in England bezogen. In einem fiktiven Brief an Lord Peter Wimsey schreibt sie:

With an Air-Raid Shelter in the Crypt and one thing and another we are beginning to feel quite persecuted like Early Christians in Catacombs! Though indeed I oughtn’t to talk in that light-hearted way when Christians in Germany and Austria are being really persecuted- […]. All the CHILDREN being kept away by Hitler-Jugend meetings on Sundays, and being taught to insult Christ and despise their parents for believing in religion. It must be terrible to be a father or mother and feel that the Government is deliberately ALIENATING one’s children and BREAKING-UP the family and encouraging quite little boys and girls to read horrible, dirty stories about Jews and priests in that dreadful Stuermer. I believe they even teach those horrible things in schools. But I suppose a Totalitarian State can’t afford to allow any group of people to have interests and ideas of its own – not even the FAMILY! And when one thinks how deeply the nicest Germans have always been attached to their gemuetlich (isn’t that the word?) home-life, it seems quite heart-breaking.Footnote45

Der gezielte Umsturz von Religion und Familie, die Verwendung des schmutzigen Stürmers in der Schule und insbesondere die Frage nach dem schwer zu übersetzenden Ausdruck der ‘Gemütlichkeit’ zeigt den Einfluss von Erika Manns School for Barbarians. Durch die indirekte Vermittlung von Dorothy L. Sayers populären Romanhelden Lord Peter Wimsey erreicht Erika Manns Kritik so in der Tagespresse die englischen Leser. Sayers einleitender Vergleich des Luftschutzbunkers mit den historischen Katakomben rückt den Aspekt der Christenverfolgung durch die Nazis für den englischen Leser zudem näher an die eigene Erfahrungswelt des Krieges.

Ein Jahr später wird Sayers in einer Radioansprache zum Thema ‘The Religion behind the Nation’ die Frage nach der Überlegenheit der eigenen Kultur gegenüber jener der Nazis stellen: ‘What distinguishes it from the thing we call barbarism?’ Ihre Antwort lautet ‘Its religious outlook.’Footnote46

Der englische Titel von Erika Manns Anti-Nazi Schrift wurde wohl aus Verkaufsüberlegungen mit dem Zusatz ‘With an Introduction by Thomas Mann’ versehen, und auch die oben erwähnten Rezensionen betonen, dass das Vorwort von ihrem Vater stamme. Dorothy L. Sayers selbst schreibt in ihrer Buchempfehlung: ‘The author is the daughter of Thomas Mann, the distinguished German novelist, who was driven into exile’ (158). Das so häufig erwähnte aber sehr kurze Vorwort zeigt u.a. den Versuch, mit Bezug auf die Bibel, den Nazis die Legitimisierung abzusprechen: Thomas Mann schreibt:

Should not one remind them of the words of the Scriptures: “What is a man profited, if he shall gain the whole world, and lose his own soul?” The words do not deny the existence of power. They do assert the truth that power must have content and meaning, an inner justification in order to be genuine, tenable, and recognized by mankind; and that this justification comes only from the spirit. (x)

Diese Verwendung von religiösen Motiven gegen die Nazis findet sich dann auch in den Sendungen der BBC für die sowohl Thomas Mann als auch Dorothy L. Sayers Radiobeiträge lieferten.

DIE BBC RADIOSENDUNGEN

Es soll zunächst einmal erwähnt werden, dass Sayers für den BBC Home Service schrieb, wohingegen Manns Reden vom BBC German Service ausgestrahlt wurden. Um die unterschiedlichen Zielgruppen anzusprechen, verfolgte die BBC unterschiedliche Strategien. Während es auf der britischen Seite darum ging, das heimische Publikum zu vereinen und als christlich geschlossen darzustellen um so u.a. auch das Kriegseinschreiten der USA zu fördern, ging es beim German Service darum, an die verlorene christliche Gesinnung der Deutschen zu appelieren, um Widerstand gegen die eigene Nazi-Regierung zu wecken.

Trotz dieser unterschiedlichen Strategien zeigt die religiöse Anti-Nazi-Propaganda von Sayers und Mann deutliche Ähnlichkeiten auf.

Die BBC ist von ihrem Anbeginn das Medium, das Großbritannien bei historisch bedeutenden Anlässen zusammenbringt. Der Zweite Weltkrieg fungierte dabei in der Geschichte der Organisation als Impulsgeber eines medialen Wandels. Während des Krieges wurde das Fernsehen wegen militärischer Schutzmaßnahmen geschlossen und spätestens als der Zugang zu öffentlichen Gebäuden wie Bibliotheken und Kirchen erschwert wurde, entwickelte sich das schnell übermittelnde Radio zu einem einflussreichen Mittel, das die Wahrnehmung des Krieges in der Bevölkerung entscheidend prägte. Durch die Drangsale des Krieges kam es dabei auch zu einer Rückbesinnung auf das Christentum als Schlüssel zum Lebensverständnis. Diese Entwicklung wurde begleitet durch eine konfessionslose religiöse Literaturproduktion, für die die BBC das passende Medium darstellte.Footnote47 Ein besonderes Ziel der BBC war es, während des Krieges die verschiedensten christlichen Gruppierungen im eigenen Königreich zu vereinen und so zur Stärkung der nationalen Identität beizutragen. Dementsprechend sollten die Beiträge einfach verständlich und möglichst unkontrovers sein. In Bezug auf das Senden der religiösen Programme nach Deutschland und Europa sollte es zu Beginn des Krieges vermieden werden, das Christentum als eine Waffe im andauernden Kriegsverlauf zu benutzen. Da es sich bei religiösen Fragen grundsätzlich auch um international vertretene Ansichten handelte, solle nicht der Eindruck entstehen, man spreche von einem britischen Gott. Dies änderte sich jedoch schnell im Laufe des Krieges und der European Service der BBC und das Ministry of Information neigten zunehmend dazu, die wichtige Rolle des Christentums für die nationale Geschichte und im alltäglichen Leben herauszustellen, sodass es schwieriger wurde, zwischen einer rein geistlichen Linie und Religion als Propaganda zu unerscheiden.Footnote48 Ian McLaine hat die Rolle des Ministry of Information in diesem Prozess zusammengefasst: ‘The Ministry turned its affirmation of Britain’s Christianity into an attack on Nazi Germany.’Footnote49 Dem Ministerium ging es zum einen um die klare Vermittlung, dass es sich bei diesem Krieg um einen Kampf gegen den anti-christlichen Charakter des Nationalsozialismus handle. Zum anderen sollte die Behauptung der Nazis, das einzige Bollwerk des christlichen Europas gegen den Bolschewismus darzustellen, unterminiert werden. So galt es, die eigene christliche Identität zu betonen und in Kontrast zu Deutschland zu stellen, das nicht zum christlichen Europa gehöre. Dies sei bereits anhand der Verfolgung von Klerikern wie Pastor Niemöller durch die Nazis offensichtlich.Footnote50 Es soll an dieser Stelle schon einmal erwähnt werden, dass Thomas Mann das christliche Bollwerk-Argument der Nazis in seinen BBC Ansprachen attackierte und während seines Exils ein Vorwort zu den Predigten Niemöllers verfasste.Footnote51 In einem Tagebucheintrag vom August 1941 schreibt Mann: ‘Abendgesellschaft bei Max Reinhard u. Frau […]. Erzählte von meiner Erfahrung mit Niemöller. Meinte, daß die Wiederherstellung nur vom Theologischen ausgehen könne.’Footnote52

Spätestens mit der Ernennung von James W. Welch zum Director of Religious Broadcasting im Sommer 1939 wurden religiöse Sendungen fester Bestandteil des täglichen BBC Programmes. Welch war davon überzeugt, dass Radioansprachen besser von Laien gehalten werden sollten. Die bis dahin von Klerikern verwandte Sprache war elegant, aber für den Durchschnittshörer zu unverständlich. Mit diesem Umbruch nahm auch die Vielfältigkeit der Sendungen zu und, um es mit Welchs eigenen Worten auszudrücken, die Zeit, in der man einfach ein Mikrophon in eine Kirche stellte, war vorbei.Footnote53 Welch engagierte im ersten Kriegssommer 1940 Dorothy L. Sayers. In einem unveröffentlichten Brief schreibt er ihr wenig später: ‘Meanwhile, we are getting more and better times for religious broadcasting in our programme, and if only we could improve the quality of what we are doing now, I should be happier.’Footnote54 Während Welch mit Hilfe von Sayers versuchte, die Gunst der Stunde für neue Konzepte zu nutzen, sah diese in den BBC Sendungen eine Möglichkeit, ihre Ideen, die sie in Begin Here begonnen hatte, weiter auszuführen. Sayers zufolge hatten die Faschisten in Deutschland eine Religion der Verfolgung entwickelt und es war für die heimischen Zuhörer entscheident, ihr eigenes Christentum ausreichend zu kennen, um sich gemeinsam gegen die Nazis stellen zu können. Die BBC erbat sich dabei keine störenden theologischen Differenzen und so erklärt Sayers: ‘I enclose the scripts of the two broadcast talks. The one on Sacraments was difficult to do, because it had to be made reasonably acceptable to all sorts, from Catholics to Quakers.’Footnote55 Sayers benutzt gleich in ihrer ersten Ansprache ‘Creed or Chaos’ vom 11 August 1940 einen Vergleich zwischen Jesus und Hitler:

You and I may feel personally that Jesus was a nicer sort of man than Hitler, but that does not give us any assurance that the world will not get on better by following Hitler than by following Jesus. Particularly as Hitler is very much alive, whereas Jesus, if He was only a man, is dead, and not in a position to make His influence very actively felt. But if Jesus Christ is God of God, and made the world to His own pattern, then the situation is very different; for in that case, by disregarding Christ we shall come into collision with the very nature of the universe.Footnote56

Hatte sich Sayers in Begin Here bereits auf ein universell gültiges Gesetz der menschlichen Moral berufen, so betont sie in ihrer Radioansprache vom 5 März 1941 noch einmal, wie sehr die Nazis gegen diese universellen Maßstäbe verstoßen:

We take it for granted that all man and all races possess certain rights in common just because they are men. We take it for granted that such things as freedom, mercy, charity, truth, tolerance, justice and peace are Good Things. […] When the Nazis simply deny these assumptions – when they base their New Order of civilization on the contrary assumptions that inferior races have no rights, that mercy and charity are effeminate vices, and that war is more desirable than peace, we are not merely horrified, we are plainly incredulous.Footnote57

Drei Monate zuvor hatte Thomas Mann in einer Radioansprache das gleiche Vorgehen der Nazis kritisiert. Er erklärt, dass sein Heimatland ‘weder deutsch noch christlich sein darf’ und kritisiert das Nazi Vorhaben ‘eine sogenannte “neue Ordnung” zu schaffen, in welcher alle anderen Völker euch als Sklaven werden zu fronen haben.’ (17)

An dieser Stelle soll kurz ein weiterer populärer Autor erwähnt werden, der von der BBC unmittelbar nach Sayers engagiert wurde. James W. Welch schrieb am 7 Februar 1941 an C.S. Lewis und bot ihm die Gestaltung und Präsentation von Radiosendungen an. Obwohl Lewis weder für das Radio geschrieben noch gesprochen hatte, schien er mit seinem Status als Oxford Dozent, seiner Kriegserfahrung und seinem Interesse für Laientheologie ein idealer Kandidat für die BBC zu sein.Footnote58 Die Ziele waren ähnlich wie bei Sayers. Es ging darum, die grundsätzlichen Prinzipien des Christentums zu etablieren, auf die sich alle Denominationen einigen konnten. Dabei wies Lewis ebenfalls darauf hin, dass es ein universelles Moralgesetz gebe, das die natürliche Ordnung des Universums reflektiere. Sein erster Beitrag trug dementsprechend den Titel ‘Right and wrong. A clue to the meaning of the universe? Common Decency’ und wurde am 6 August 1941 ausgestrahlt, d.h. an einem Mittwoch, denn während des Krieges konzentrierten sich religiöse Programme nicht mehr ausschließlich auf den Sonntag, sondern wurden auch innerhalb der Arbeitswoche gesendet.

In einem ‘Internal Circulating Memo’ der BBC vom November des gleichen Jahres findet sich unter dem Titel ‘Religious Publicity’ eine Nachricht von Elise I. Sprott: ‘[T]here seems to be a very considerable increase of interest in religious broadcasts as demonstrated by requests for our programme schedules.’Footnote59

Lewis erklärt, dass ein moralischer Subjektivismus unmöglich sei und erläutert dies für die Zuhörer anhand der Kriegssituation:

They called it Law of Nature because they thought that every one knew it by nature and did not need to be taught it. […] What is the sense in saying the enemy are in the wrong unless Right is a real thing which the Germans at bottom know as well as we did and ought to practice? If they had no notion of what we mean by right, then, though we might still have to fight them, we could no more blame them for that than for the color of their hair.Footnote60

Wie bei Sayers ließen Lewis BBC Radiosendungen das Königreich als religiös vereint erscheinen und rechtfertigten zugleich den Krieg gegen die Nazis, die gegen das universelle Menschheitsgesetz verstoßen hatten.

James W. Welch hatte bereits im Februar 1940 bei Dorothy L. Sayers angefragt, ob sie für die BBC eine Serie über das Leben von Christus schreiben würde. Sayers akzeptierte dieses Angebot, aber die Vorbereitungen erwiesen sich als schwierig, da sie sich jede Einmischung von BBC Mitarbeitern in den kreativen Schreibprozess verbot. In einem Brief an Welch schreibt sie in einem leichtfertigen Ton, dass sie ihr Recht auf die künstlerische Bewertung ihres Hörspiels niemals an das Diktat einer Kommission abgeben würde: ‘There is no money in the world that I would accept at the cost of surrendering my right of artistic judgement to the dictation of a committee — this is why dictators have to put artists in concentration camps. […] I apologize for adding my bombardments to that of Hitler.’Footnote61 Am Ende des Jahres gab Sayers auf einer Pressekonferenz bekannt, dass das Programm nicht zur Andacht geplant sei, sondern eine reale Darstellung des Lebens in einem sozial und politischen Zusammenhang zeigen solle.Footnote62 Die Stücke wurden zunächst vom 21 Dezember 1941 bis zum 18 Oktober 1942 unter dem Titel The Man Born to be King ausgestrahlt und dann in den Folgejahren während des Krieges wiederholt.Footnote63 Um ein möglichst breites Publikum zu erreichen und zu einigen, enthielten die Radiosendungen wiederum wenige theologische Streitpunkte. Es ging darum, ein gemeinsames Hörerlebnis zu schaffen, das über Denominationen, Klassen, Geschlecht und Ethnizität hinausging. Dabei hatte das BBC-Programm mehrere Absichten. Sayers Radiostücke sollten nicht nur die Zuhörer über die Grundlagen der Evangelien informieren und damit eine gemeinsame Basis schaffen, sondern England zudem als ein christliches Land erscheinen lassen. Nicht zuletzt, um den sich während der Planung und Vorproduktion noch nicht im Krieg befindlichen Amerikanern zu zeigen, dass man religiös vereint auf der gleichen Seite kämpfen sollte.Footnote64 Ohne Hitler und seine Nachfolger direkt zu nennen, setzt Sayers die politische Situation im Palestina des ersten Jahrhunderts mit den aktuellen Kriegsumständen in Bezug. Die frühere Gewaltherrschaft Herodes und dessen brutale Unterdrückungen und Massentötungen jüdischer Kinder erschienen vergleichbar mit dem zeitgenössischen Kampf gegen die Bedrohung der Nazis. In der Einleitung der gedruckten Ausgabe ihrer Sendungen beschreibt Sayers ihre Charaktere wie folgt: ‘Caiaphas [Hohepriester und Ankläger Jesu in den Evangelien] was the ecclesiastical politician, appointed, like one of Hitler’s bishops, by a heathen government’Footnote65 und ‘Baruch sees Jesus as the Nazi party may have seen Hitler – the Heaven sent spell-binder, rather mad but a valuable political tool in the right hands.’Footnote66 Der Radiohörer ist an die NSDAP erinnert, wenn er erfährt wie Baruch zu Judas sagt:

When the moment comes, there’s a popular rising, well timed, with an organization and armed force behind it. That means our force and our organization. The party is ready, as you know. All we need is a figurehead, a leader, a spell-binder to fire the imagination of the masses and make them fall in to march behind the party. […] Brains aren’t enough. You’ve got to appeal to the emotions-stir these peasants out of their slave mentality and give ‘em something to fight and die for.Footnote67

Dinsman erklärt, dass Christus in dieser Bearbeitung keineswegs als Pazifist erscheint und dass die Sendungen einen kriegsspezifischen Zweck haben: ‘under Sayers’ direction, Jesus was transformed into a militarized Messiah promoting a Britain unified by the Christian faith as an antidote to German Nazism.’Footnote68 Gill Plain betont, dass Frauen nicht von Natur aus Pazifisten seien und Dorothy L. Sayers biete hierfür ein passendes Beispiel.Footnote69

Sayers Radiobeiträge wurden auch von der staatlichen kanadischen Rundfunkgesellschaft CBC gesendet. In der Einleitung hierzu erklärt J.R.P. Sclater den großen Erfolg von The Man Born to be King in England und den Zweck der Sendungen:

It is estimated that at least two million people listened in every evening to the series. […] We are all agreed, I think, that it is only on the basis of true religion that we can hope to rebuild, durably, our world, broken – so terribly – on the wheel of war. […] Evidences of a startling kind of distressing ignorance of the elements of the New Testament were before the BBC when they started on this venture. In one group of men entering the British Army only 23% knew the meaning of Easter, and one bright youth attributed St. Mark’s Gospel to the author of Das Kapital - Karl Marx.Footnote70

Kanadas Primierminister W.L. Mackenzie King erbat sich von Sayers eine signierte Kopie von The Man Born to be King, worauf Sayers ihm in einem ausführlichen Antwortbrief die wichtige geographische Lage Englands nahelegte, die es zu verteidigen galt.Footnote71 King benutzte Sayers Brief anschließend für eine pro-britische Parlamentsrede im Mai 1944.Footnote72

Auch Thomas Mann benutzte in seinen BBC Radioansprachen religiöse Motive als Gegenmittel zum Nationalsozialismus. In der bisherigen Forschung sind bei diesen Reden u.a. der politische Gehalt im Kontext des Exils untersucht worden. Manns auf Gut und Böse stilisierter Appell an die deutsche Bevölkerung, sich ihrer moralischen Verantwortung bewusst zu werden, sollte u.a. zeigen, wie weit sich die verführten Deutschen von der eigenen geistigen Kultur entfernt hatten. Beabsichtigt war daher in erster Linie eine Umformung ihrer Denkungsart, indem ihnen ein Weltbild dargeboten wurde, welches sich von dem der Nazis entscheidend absetzte. Dieses alternative Weltbild sollte demokratisch und humanistisch sein.Footnote73 Es war aber eben auch religiös.

Es ist oft darauf hingewiesen worden, dass Thomas Manns religiöse Ansichten sehr komplex waren. Heinrich Detering hat z.B. gezeigt, wie der Autor im amerikanischen Exil, und damit auch zur Zeit seiner BBC Radioansprachen, mit der Kirche der Unitarier in Verbindung stand.Footnote74 Frido Mann schreibt, dass sich bei seinem Großvater der Bezug zur Christlichkeit erst in Amerika über das Literarische hinaus bewegte, was sich auch in seinen privaten Aufzeichnungen und seiner Unterstützung der unitarischen Kirche zeige.Footnote75 Die Tatsache, dass Thomas Mann zuvor keine direkte Beziehung zur christlichen Kirche hatte, nahm er selbst als Vorzug wahr: ‘in einem gewissen Sinn mag das ein Vorteil sein, da ich vielleicht gerade darum schon frühzeitig die Idee des Christentums als einheitlich und unabhängig von konfessionellen Schattierungen und Streitigkeiten empfinden konnte.’Footnote76 Die Unitarier versuchten während des Krieges zwischen den Denominationen zu vermitteln und humanistische Traditionen einzuschließen. Thomas Mann betonte dabei die christliche Basis dieses Humanismus,Footnote77 schrieb für den Gemeindebrief und trat in der First Unitarian Church in Los Angeles auf.Footnote78

In seiner Rolle als Consultant in Germanic Literature hielt Mann am 13 Oktober 1943 in der Libray of Congress in Washington einen Vortrag mit dem Titel ‘Schicksal und Aufgabe,’ in der er sich auf die Gebote bezieht, die es zu erhalten gelte: ‘Es ist ein Unterschied, ob die zehn Gebote nicht gehalten werden, wie es ja überall in der Welt der Fall ist, oder ob man sie für aufgehoben erklärt.’Footnote79 Daraus folgert er: ‘Was vor allem wieder herzustellen ist, das sind die von einer falschen Revolution mit Füßen getretenen Gebote des Christentums, und aus ihnen muß das Grundgesetz für das künftige Zusammenleben der Völker abgeleitet werden, vor dem sich alle werden beugen müssen.’Footnote80 Sayers hatte bereits zu Anfang des Krieges in Begin Here von der ‘einzigen rationalen Authorität’ des Christentums gesprochen (31). In ihrer Radioansprache vom 5. März 1941 erklärt sie später: ‘we can make no intelligent and wholehearted fight for our “European culture” unless we are also ready to fight for the Christendom upon which that culture (whether we realise it or not) is founded.’Footnote81 Sayers und Mann erklären das Christentum als wichtiges Fundament für die Überwindung des Nationalsozialismus.

Wie bei Sayers Kriegs-Essay war Erika Mann ein Ausgangspunkt für die Rundfunkbotschaften ihres Vaters. Sie war bei der BBC in London beschäftigt und gab dort selbst zunächst eine Anzahl von Ansprachen.Footnote82 In ihrer Mitarbeiterakte befindet sich u.a. eine Abrechnung von ‘5 guinees’ für eine sieben minütige Sendung vom 13 September 1940 mit dem Titel ‘German Women’s Talk: The Young Barbarians’.Footnote83

Nach Erikas Vermittlung hatte die Sendeanstallt ihren Vater im Herbst 1940 in Amerika kontaktiert.Footnote84 Thomas Manns Radiobeiträge wurden daraufhin in Kalifornien aufgenommen, nach England geschickt und anschließend in die deutsche Heimat übertragen. In dieser Form waren die Ansprachen eine wichtige Komponente in der englischen Propaganda.Footnote85 Weidenhaupt erklärt, dass alle Äußerungen der durch die BBC vermittelten Meinungsmache beweisen sollten, dass der deutsche Feind keine Chance hatte den Krieg zu gewinnen. Sie stellt zudem heraus, dass ein Literat die Hörer mit metaphysischen Gewißheiten überzeugen müsse.Footnote86 Dieses Muster ist bereits in Erika Manns Radiovortrag ‘Inside Germany’ vom 30 Juli 1941 erkennbar. Zunächst stellt sie fest, dass die Niederlage der Nazis unabwendbar sei: ‘Worauf warten Sie, meine deutschen Hörer? Auf den Sieg doch nicht etwa?’Footnote87 Darauf folgt die Aufforderung:

Trennen Sie sich von dem Geist, der diesen Krieg gewollt und erzwungen hat, dem Un-geist des Welteroberertums, der Luege, der Gewalt, der Menschenverachtung; geben Sie sie auf, die Wahnvorstellung vom Gottesgnadentum der deutschen Rasse! […] Verstocken Sie sich nicht gegen die inneren Stimmen, die besser und eindringlicher als wir es vermoechten, zu Ihnen zu reden.Footnote88

Ähnliches findet sich im Vorwort der Radioansprachen Thomas Manns, die während des Krieges auch in Buchform erschienen waren: ‘Woran ich unverbrüchlich glaube, das ist, daß Hitler seinen Krieg nicht gewinnen kann – es ist das weit mehr noch ein metaphysischer und moralischer als ein militärisch begründeter Glaube.’(9) Diese beiden Aspekte werden in Thomas Manns Botschaften dann auch direkt miteinander verbunden. So benutzt er in seiner Rede vom Juli 1942 Elemente aus den Evangelien um den Untergang Hitlers religiös zu garantieren: ‘Er ist besiegelt. Glaubt mir, und fürchtet euch nicht . […] Es geht zu Ende, Deutsche, glaubt mir und seid getrost!’ (70). Thomas Mann nahm an, dass seine Hörer diese religiösen Versicherungen verstanden.Footnote89

Der Einfluss der BBC wird hierbei auch aus einem Telegramm erkennbar, das Erika Mann ihrem Vater nach einer Unterredung mit dem BBC Angestellten Leonard Miall am 11 Juli 1941 sandte:

BBC delighted with your speeches but I agree suggest you should remain as Godlike and generally valid as possible omitting comment on daily events but rather talk about German soul good and evil etc. […] Being one and only German Preacher above clouds you might stick to eternal concepts never descending to lower spheres.Footnote90

Erikas Vater sollte nicht nur über das Tagesgeschehen hinausgehen, um seine Ansprachen in einen größeren kulturellen Zusammenhang für die deutschen Hörer zu bringen, sondern auch um dem Religiösen mehr Raum zu geben. Thomas Mann benutzt in seinen Reden dementsprechend viel biblisches Vokabular aus dem Alten und Neuen Testament. Gottfried Benn bekennt nach dem Krieg: ‘Ich denke innerlich an seine Radioreden im Rundfunk, die in ihrem alttestamentlichen Geifer und Haß, damals mir sehr gefielen.’Footnote91 Als bereits während des Krieges die ersten 25 Reden in englischer Sprache erscheinen, findet sich im Schutzumschlag der englischen Originalausgabe ein ähnlicher Klappentext: ‘In words of burning scorn he exposes the Nazi gang for what it is, shows the Germans the nature of the evil god they have followed.’Footnote92 Thomas Mann erörtert nicht selten in religiöser Form und sieht den Krieg als eine ‘heilige Notwehr der Menschheit gegen das schlechthin Teuflische’ (80). Er glaubt an eine bessere Zukunft, ‘ist nur erst der Lügenschlange das Haupt zertreten’ (125).

Eines der ursprünglichen Ziele der BBC war es, durch ihre Sendungen die Menschheit als eine Einheit darzustellen, wie es laut ihres Gründers J.C.W. Reith am besten mit der Friedensbotschaft des ersten Weihnachtsfestes geschehen war.Footnote93 Thomas Mann nimmt das Weihnachtsfest zum Anlass, den Kontrast zu den Nazis herauszustellen:

Hat man euch befohlen, statt “Stille Nacht, heilige Nacht” die blutige Parteihymne zu singen, die, ein Gemisch aus Winkelblatt-Leitartikel und Gassenhauer, irgendeinen obskuren Tunichtgut zum mythischen Helden emporlügt? […] Ihr glaubt ihm, [Hitler] daß er der Mann der Jahrtausende sei, gekommen, sich an Christi Stelle zu setzen und die Heilands-Lehre der Menschenbrüderlichkeit unter Gott abzulösen durch die Lehre Körper und Seelen mordender Gewalt. (17)

Wie von Rauschning bereits erklärt, war die Verehrung Hitlers als neuer Messias ein wichtiger Aspekt der NS-Propaganda. Dass die Verurteilung dieser Vorstellung nicht nur zu Weihnachten relevant war, geht aus einem ‘Sonderbericht’ vom 29.12.1940 aus Thomas Manns Manukriptenakte der BBC hervor, der die englische Übersetzung des Textes mitsamt einer englischen Einleitung beinhaltet:

LEAD IN: Thomas Mann has sent us a Christmas message for the German people which unfortunately has arrived very late, but what the great German writer has to say to his people is just as important today, a few days after Christmas, as it would have been at Christmas itself.Footnote94

Thomas Mann macht die Vorstellung von Hitler als Messias dementsprechend auch in der Folgezeit lächerlich: ‘Könnt ihr euch vorstellen, daß dieser böse und friedlose Narr eines Tages als verklärter Friedensfürst und Milleniums-Heiland über einer durch sein siegreiches Schwert beruhigten, nach seinen Miß-Ideen geformten Welt thronen wird? Es ist ja Unsinn, Deutsche.’ (32)

Mann überzieht den ‘Narren’ Hitler in seiner Anti-Nazi-Propaganda mit Spott. Sayers botont in Beginn Here ebenfalls Hitlers Defizite und erkennt hierin den Schlüssel seines Erfolges: ‘Hitler was enabled to do this all the better because he was a man of very average intellectual attainments. Himself largely governed by the unconscious, he was able to express the unformulated desires of the masses.’ (108) In diesem Sinne erklärt sie weiter: ‘It is a great part of Hitler’s influence that he sees all history grossly simplified, like a child’s picturebook’ (141). Mann und Sayers zeigen die Gefahr auf, die die Vergötterung Hitlers und dessen Unzulänglichkeiten in sich bergen. Der eine durch Polemik, die andere durch den Versuch einer psychologischen Erklärung. Sayers sieht im unbewussten Herdeninstikt und in der Simplifizierung entscheidende Mittel der Nazis um die Massen zu erreichen.

Wie zuvor erwähnt, war es eine Strategie des Ministry of Information, die religiösen Anmaßungen der Nazis zu unterlaufen: ‘Germany’s claim to be the sole bulwark of Christian Europe against Bolshevism was reason enough for the Ministry to insist that the true reading of the situation pitted Christian Britain against pagan Germany.’Footnote95 Auch Thomas Mann klagt das Regime an, ‘das vorgibt, einen Kreuzzug christlicher Gesittung gegen den Bolschewismus zu führen – den Bolschewismus, von dem es selbst nur eine unvergleichlich gemeinere Abart ist. Das christliche Gegenstück zu den Massen-Vergasungen sind die “Begattungstage”, wo beurlaubte Soldaten mit BDM-Mädchen zu tierischer Stunden-Ehe zusammenkommandiert werden, um Staatsbastarde für den nächsten Krieg zu zeugen’ (45).

Was diese Kritik ebenfalls beinhaltet, ist die Zerstörung der Familie und die Unterordnung ihrer Mitglieder unter die Kriegsambitionen des Nazi-Staates. Die Scheinheiligkeit Hitlers wird in der folgenden Rede vom Januar 1942 deutlich, die Thomas Mann bezeichnenderweise mit einem kurzen Gebet abschließt:

Und wen ruft er schließlich zum Schirm und Zeugen an in seinem Edikt? Gott, den Allmächtigen. Die gottloseste aller Kreaturen, die zu Gott, dem Herrn, in keiner anderen Beziehung steht als der, eine Gottesgeißel zu sein, entblödet sich nicht, den Namen dessen im Munde zu führen, zu dem Millionen seiner gequälten Opfer schreien. Den Namen laß uns, Schurke, daß wir aus tiefstem Herzen sprechen: Gott im Himmel, vernichte ihn! (49)

Thomas Mann setzt die religiöse Verkehrung der Nazis zudem in einen scheinbar rechtlichen Kontext: ‘Sie haben nie begriffen und begreifen noch heute nicht, daß es mit ihnen, den hundertfach vertragsbrüchigen Kanaillen und Schindern der Christenheit kein Verhandeln und keinen Frieden gibt’ (145). In der Anti-Nazi-Propaganda geht es um die Beweisführung der deutschen Schuld, die allerdings nur dann etabliert werden kann, wenn es eine gemeinsame Gesetzesgrundlage gibt, gegen die die Nazis verstoßen haben.

Der Dekalog

Wie gezeigt, bezogen sich Dorothy L. Sayers und C.S. Lewis auf ein universales Menschheitsgesetz. Thomas Mann erklärt die Zehn Gebote als diese Grundlage und es wird in seinen Reden deutlich, dass Hitler gegen diese Gebote verstoßen hatte, von der Gotteslästerung bis zum Massenmord. In seinem BBC Beitrag vom 25 April 1943 spricht er über Mose:Footnote96 ‘Da die Worte, mit denen er die Gesetzestafeln seinem Volk überhändigt, sich durchaus in den Rahmen meiner Sendungen an euch, deutsche Hörer, fügen, so mögt ihr sie hören, früher als die Leser, die vor euch das aktuelle Geschichtenbuch in Händen haben werden.’ (97) Thomas Mann stellt sich hier in die Tradition der Propheten als ein Verkünder wichtiger Botschaften für sein Volk. James W. Welch sah Sayers in einer ähnlichen Position, wenn er ihr schrieb: ‘We must make you a prophet to this generation and hand you the microphone to use as often as you feel able.’Footnote97

Thomas Mann weist in dieser Radioansprache zudem auf ein kurz vor der Publikation stehendes ‘Geschichtenbuch’ hin, zu dem er selbst beigetragen hatte, und erklärt das Thema und das Ziel dieses Werkes:

Sein Gegenstand aber ist nur einer, und zwar ein zeitgemäßer: Es sind die Zehn Gebote. In freier, aber von den Zeitereignissen bestimmter Erfindung wandeln die zehn Autoren in diesem Buch die Gebote ab, die in Urzeiten der Menschheit gegeben wurden als ihr sittliches Grundgesetz. Vielmehr, sie wandeln, Punkt für Punkt, die blasphemische Schändung ab, die diesem Grundgesetz des Menschenanstandes heute von den Mächten zugefügt wird, gegen die eine der Religion und Humanität noch anhängliche Welt nach langem Zögern zu den Waffen gegriffen hat. Mit anderen Worten: Das Buch handelt vom Kriege und von dem, um was er geht. (97)

Mann erläutert nicht weiter, um was es in diesem Krieg gehe, aber dem interessierten Radiohörer ist der religiöse Zusammenhang bewusst. Das Vorwort des Herausgebers erklärt: ‘It is my hope that this book — Thomas Mann’s story of the man who gave the world the Ten Commandments, and the other nine stories dealing with the men who have sought to destroy those Commandments – will help to open the eyes of those who still do not recognize what Nazism really is.’Footnote98 Der Beweis dafür, dass die Nazis die Gebote zerstören wollten, stammte von Hermann Rauschning. Im Vorwort zu dem von Thomas Mann angekündigten Buch berichtet Rauschning von den Plänen der Nazis, die ethische Grundlage der jüdisch-christlichen Tradition zu verdrängen: ‘It concerns all of us, Christians, Jews, and freethinking humanists alike. It deals with the deliberately planned battle against the dignified, immortal foundation of human society; the message from Mount Sinai.’Footnote99 Rauschning erklärt weiter, wie er persönlich bei einer Unterredung mit Hitler anwesend war und zitiert den Führer:

It’s got to get out of our blood, that curse from Mount Sinai! That poison with which both Jews and Christians have spoiled and soiled the free, wonderful instincts of man and lowered them to the level of doglike fright. […] I am the Lord thy God! Who? That Asiatic tyrant? No! The day will come when I shall hold up against these commandments the tables of a new Law.Footnote100

Dass dieses Treffen, wie auch andere angebliche Gespräche zwischen Rauschning und Hitler höchstwahrscheinlich gar nicht stattfand, davon wird erst seit den 1980er Jahren ausgegangen, als Wolfgang Hänel die Glaubwürdigkeit von Rauschnings Erfolgsbuch Gespräche mit Hitler in Frage stellte. Während des Krieges war es jedoch ein vielzitiertes Werk und auch Thomas Mann erwähnte dieses Buch in seiner ‘Address before the Emergency Rescue Committee.’Footnote101

Insgesamt war die Faschismustheorie, die Rauschning besonders in seinem Buch Die Revolution des Nihilismus entwickelte,Footnote102 und in der er den Nationalsozialismus als Folge der Entschristlichung der Gesellschaft beschrieb, zur Zeit des Krieges glaubwürdig, und ebenso wie Dorothy L. Sayers empfahl auch Thomas Mann die englische Übersetzung dieses Buches (Germany’s Revolution of Destruction).Footnote103 Noch Golo Mann sah 1963 in Rauschning aufgrund dieser Studie einen großen politischen Schriftsteller.Footnote104

Es ist darauf hingewiesen worden, dass Manns erwähnte Geschichte ‘Thou shalt have no other Gods before me’, die in Robinsons Buch im Herbst des gleichen Jahres dann auch erschien, einen Sonderstatus innerhalb von Manns Gesamtwerk einnehme, da es sich um eine späte Auftragsarbeit handelte.Footnote105 Thomas Mann will mit diesem Text ermahnen und mit dem Bezug auf die Zehn Gebote soll an die individuelle moralische Verantwortung der Leser appelliert werden. Wie Nilges richtig feststellt, sind die Gesetzte hier auch traditionell religiös und nicht bloß säkular.Footnote106 Der Text lässt sich an vielen Stellen direkt auf Hitler und die aktuelle Situation in Deutschland beziehenFootnote107 und wie Karthaus feststellt, zeigt insbesondere das Ende des Textes den Hass des Autoren auf Adolf Hitler.Footnote108 Es handelt sich dabei um einen Fluch, der Hitler als Verleugner der Zehn Gebote treffen soll. In seiner Radioansprache zitiert Thomas Mann diesen Fluch bereits in deutscher Sprache:

Aber Fluch dem Menschen, der da aufsteht und spricht: “Sie gelten nicht mehr.” Fluch ihm, der euch lehrt: “Auf, und seid ihrer ledig! Lügt, mordet und raubt, hurt, schändet und liefert Vater und Mutter ans Messer” […] Und will meinen Fuß aufheben, spricht der Herr und ihn in den Kot treten – in den Erdengrund will Ich den Lästerer treten (98).

Ladenthin hat auf die wichtige Legitimation hingewiesen, die auf die Frage der moralischen Letztbegründung eine Antwort gibt. Es existiert ein relevantes Gesetz, das einen absoluten Anspruch hat und nicht von Menschen gebrochen werden kann.Footnote109 Assmann hat zurecht noch einmal darauf hingewiesen, dass Thomas Manns theologischen Überlegungen durchweg anthropologisch seien und dass er die Religion verweltlicht, obgleich er sie dabei keineswegs abschaffen wolle.Footnote110 Wie bei Mose benötigt der ‘Prophet’ Thomas Mann eine allgemeine Gesetzesgrundlage um das rebellierende Volk zur Umkehr zu bringen. Assmann stellt zudem die Frage, ob der Dekalog eine Verallgemeinerung hin zu den Menschenrechten zulässt und überlegt, ob nicht die anderen Weltreligionen mit berücksichtigt werden müssten.Footnote111 Es ist gerade dieser Gedanke, den James W. Welch ein Jahr nach dem Erscheinen von Thomas Manns Geschichte in seiner eigenen Abhandlung über die Zehn Gebote einfügt. Wie Mann klagt Welch den Nazi-Führer Hitler an, die Zehn Gebote zu brechen, indem er z.B. die Familien zerstöre. Dann stellt der BBC Director heraus, dass die Zehn Gebote weder speziell christlich noch jüdisch seien, sondern dass zumindest acht von ihnen in jeder Gesellschaft zu finden und Teil des Universums seien. Er erklärt: ‘Mohammedan, the Hindu, the rationalist, the complete unbeliever – all these can serve truth, freedom, justice and mercy.’Footnote112 Ging es während des Krieges zunächst darum, eine christliche Einheitsfront gegen den gemeinsamen Feind zu formieren, setzte sich bei der BBC bereits vor der deutschen Kapitulation eine verstärkte Tendenz zur religiösen Inklusivität durch. Dabei bemühte sich die BBC auch nach Kriegsende um die Dienste von Thomas Mann. In einem unveröffentlichten Brief aus dem Jahr 1947 lädt der German Service Director Lindley Fraser den deutschen Autoren dazu ein, in der Nachfolge von Persönlichkeiten wie T.S. Eliot, dem Archbishop of Canterbury, dem Bishop of Chichester und Rabbi Leo Baeck an einer neuen Serie teilzunehmen. Es schwingt dabei noch der zu Kriegszeiten oft angeführte religiöse Verlust unter der Naziherrschaft nach:

When we met ten days ago you were good enough to express your willingness at least to consider doing one or more talks for the B.B.C. German Service, to which you made such notable contributions during the war. […] The title of the series as a whole is “Lebendiges Abendland” and though conceived in fairly vague terms, yet one could perhaps describe its main function as being to remind the Germans of the value, variety and richness of the heritage of Western culture and Christendom which Germany shared in the past but from which she was cut off by the Nazis.Footnote113

FAZIT

Im Oktober 2022 feierte die BBC als älteste nationale Rundfunkstation der Welt den hundertsten Jahrestag ihrer Gründung. Ein Blick zurück zur Zeit des Zweiten Weltkrieges zeigt, wie das damals sehr bedeutende Medium des Radios versuchte, die nationale Identität zu stärken und gegen die Propaganda der Nazis zu wirken. Für ihre leicht zugänglichen und unstrittigen Sendungen engagierte sie u.a. auch Literaten, die die Fähigkeit besaßen, ein breites Publikum zu erreichen. Ein Aspekt, der von diesen Autoren in verschiedenster Weise integriert wurde, war die Religion, die zur Etablierung der Nazi-Schuld und der Rechtfertigung des Verteidigungskrieges von Bedeutung war. Auch in den Beiträgen von Dorothy L. Sayers und Thomas Mann finden sich deshalb Bezüge zu einem allgemein gültigen Moralgesetz, gegen das die Nationalsozialisten verstoßen hatten und beide Autoren rechtfertigen daher auch den ‘holy war’ bzw. ‘die heilige Notwehr’. Dies reicht von Thomas Manns Überlegungen von der ‘Schuld des deutschen Volkes, das in einem blutigen Popanz den Erlöser sah’ (135) bis zu Sayers ‘desperate condition of sin that honestly believe the wrong to be right’ (90). Sayers sah hierbei in ihrem theologischen Laienstatus einen Vorteil, da sie als Literatin die Bevölkerung besser erreichte als die Theologen, und Mann sah in seinem fehlenden Kirchenhintergrund einen Vorteil, da er so über den Differenzen der Denominationen zu stehen schien. Ihre Informationen erhielten Dorothy L. Sayers und Thomas Mann u.a. aus gemeinsamen Quellen, die sie auch weiter empfahlen. Da ist zum Beispiel Erika Mann, die bei der BBC beschäftigt war und detailiert über die Entwicklung der Familien und Religion in Nazi-Deutschland berichtete. Zum anderen bezogen sich beide auf Hermann Rauschning, dessen ‘Insider Informationen’ während des Krieges noch als authentisch galten und welche die anti-religiöse Motivation der Nazis zu offenbaren schienen. Sayers und Mann kreierten in ihrem Engagement gegen die Nazis zudem mit ihren literarischen Abhandlungen von Jesus und Mose zeitnahe Lebensgeschichten bekannter religiöser Leitbilder. Um im Wortlaut von Thomas Manns Radioansprachen zu bleiben: beide kämpften mit den ‘Gewissen schärfenden Wirkungen des Christentums’ (40) gegen die ‘von keiner Gottesfurcht gehemmten Ausübung’ der Nazi-Macht (140).

Wer die Radiobeiträge Thomas Manns lediglich in seiner Beziehung zu Deutschland, oder etwa unter dem Gesichtspunkt seiner Selbstinszenierung untersucht, dem kann die Bedeutung der religiösen Aspekte seiner Reden leicht entgehen. Eine vergleichende Perspektive mit Bezug auf die BBC und mit anderen von ihr engagierten Literaten bietet neue Perspektiven. Sie zeigt neben transnationalen Verbindungen u.a. den Zusammenhang von Religion und anti-faschistischer Propaganda auf, dem die Verflechtung der frühen Radiogeschichte mit Theologie und Politik zugrunde liegt. Dass sich hierbei der Vergleich mit einer Pastorentochter als ergiebig erweist, ist kein Zufall. Ähnlich wie bei den literatisch einflussreichen Pfarrersöhnen handelt es sich bei Pastorentöchtern historisch um eine Gruppe von zumeist sehr gebildeten Persönlichkeiten mit literarischen Ambitionen, was sie insbesonders für die feministiche Literaturwissenschaft interessant macht. Das Beispiel von Dorothy L. Sayers zeigt, dass diese Autorinnen auch politisch relevant sein können.

War dies der letzte gemeinsame Funke eines zweckmäßigen Religionsbekenntnisses, entzündet durch den zwingenden Druck der Kriegserfahrung und verbreitet durch das damals beherrschende Medium des Radios? Es scheint so, denn im Angesicht der anhaltenden Entkirchlichung und geistlichen Pluralisierung sowie der heutigen Medienvielfalt, ist ein einigender religiöser Ansatz in Europa schwer vorstellbar. Doch wie die anhaltende Debatte um die Säkularisierungsthese zeigt, sollte man mit einem endgültigen Urteil vorsichtig sein. Nach Charles Taylor werden unsere westlichen Gesellschaften in historischer Hinsicht christlich geprägt bleiben und die spirituelle Identität vieler Menschen ist noch immer durch traditionelle religiöse Formen bestimmt, auch wenn sie sich von ihnen zunehmend distanzieren. Dabei haben diese religiösen Formen das anhaltende Potential unter extremen kollektiven Erfahrungen eine Quelle der Orientierung zu bilden. Taylor benutzt in diesem Sinne das Bild eines städtischen Radiosenders, den man auf dem Land zu hören versucht.Footnote114 Der Empfang ist lange Zeit unterbrochen, könnte aber unter bestimmten Umständen wieder aktiviert werden.

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Notes on contributors

Peter Damrau

Peter Damrau ist Dozent für Germanistik am Birkbeck College / University of London. Seine Forschungsgebiete sind Frauenliteratur des 18. und 20. Jahrhunderts und Erbauungsliteratur. Er ist der Autor des Buches The Reception of English Puritan Literature in Germany (Maney, 2006).

Notes

1 Tim Lörke und Robert Walter-Jochum, Religion und Literatur im 20. und 21. Jahrhundert. Motive, Sprechweisen, Medien (Göttingen: V&R unipress, 2015), S. 11.

2 Albrecht Schöne, Säkularisation als sprachbildende Kraft. Studien zur Dichtung deutscher Pfarrersöhne (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1958).

3 Siehe z.B. Cindy K. Renker und Susanne Bach (Hg.), Women from the Parsonage. Pastors’ Daughters as Writers, Translators, Salonnières, and Educators (Berlin: De Gruyter, 2019). Hierzu auch Judith Maltby und Alison Shell (Hg.), Anglican Women Novelists. From Charlotte Brontë to P.D. James (London: T&T Clark, 2019).

4 Siehe z.B. Jane Craske, ‘Dorothy L. Sayers: apologist for her time — and ours?’, Theology 122/6 (2019), 412–19. Hierzu auch Ann K. McClellan, How British Women Writers Transformed the Campus Novel. Virginia Woolf, Dorothy L. Sayers, Margaret Drabble, Anita Brooker, Jeanette Winterson (Lewiston: The Edwin Mellen Press, 2012).

5 Es gibt nur wenige deutsche Dissertationen zu Sayers. Ein frühes Beispiel ist Lothar Pohl, ‘Studien zum Sprachgebrauch von Dorothy Leigh Sayers’ (Friedrich Schiller Universität Jena, 1957). Im Jahr 2007 erschienen in Deutschland fast zeitgleich zwei Biographien. Zum einen eine Neuausgabe von Manfred Siebald mit dem Titel Dorothy L. Sayers. Leben. Werk. Gedanken (Schwarzenfeld: Neufeld Verlag, 2007), zum anderen Ingeborg Forssman ‘Ich war schon immer ein robustes kleines Biest.Dorothy L. Sayers. Leben und Werk (Moers: Brendow, 2007). Siebald veröffentlichte im Jahr 1994 zudem einen Aufsatz zu dem Thema ‘Dorothy L. Sayers and Germany’. Siehe Inklings-Jahrbuch 12 (1994), 63–86.

6 Bertolt Brecht, ‘Über die Popularität des Kriminalromans’, in Gesammelte Werke, Bd. 19, Schriften zur Literatur und Kunst 2 (Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 1967), S. 450–57, hier 452.

7 Kindlers neues Literaturlexikon, Bd. 14 (1991), S. 837–39. Siehe ausführlicher Fritz Wölkcken, ‘Dorothy L. Sayers’, in Rudolf Sühnel und Dieter Riesmer (Hg.), Englische Dichter der Moderne. Ihr Leben und Werk (Berlin: Erich Schmidt, 1971), S. 393–98.

8 Siehe Dorothy L. Sayers, Der Glockenschlag (Tübingen: Wunderlich, 1979), S. 397.

9 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 7.2.1966, S. 19.

10 Melissa Schaub, ‘Middlebrow Feminism and the Politics of Sentiment: From The Moonstone to Dorothy L. Sayers’, Modern Language Studies 43/1 (2013), 10–27, hier S. 22.

11 David Doughan, ‘Sayers: The Feminist-Not-Quite-Feminist’, in Papers Presented to the Conference: Sayers in the 21st Century: Readers, Writers and Critics on Dorothy L. Sayers, held by the Dorothy L. Sayers Society at the University of London Institute of English Studies, 5 October 2002, S. 28–32, hier S. 32. Susan Haack zeigt die Diskrepanz zwischen Sayers und ‘second wave feminism’ auf, erkennt jedoch für heute eine zunehmende Relevanz von Sayers Ansichten: ‘Feminist thinking would be poorer without Sayer’s quirky, idiosyncratic, literate intelligence.’ In Susan Haack, ‘After my own heart: Dorothy L. Sayer’s feminism’, The New Criterion 19/9 (2001), 10–14, hier S. 14.

12 Dorothy L. Sayers, Are Women Human? Astute and Witty Essays on the Role of Women in Society (Grand Rapids, Michigan: William B. Eerdmans Publishing, 2005), S. 50.

13 Siehe z.B. Helmut Fuhrmann, Jürgen Gidion u. Volkmar Hansen, Thomas Mann und Goethe. Vorträge des 3. Kassler Goethesiminars, hg.v. Helmut Fuhrmann (Kassel: Wenderoth, 1998), S. 28.

14 Ansprache vom Juli 1942. In Thomas Mann, Deutsche Hörer. Radiosendungen nach Deutschland aus den Jahren 1940–45 (Frankfurt a.M.: Fischer, 2013), S. 69. Zitate mit Seitenangaben direkt im Text.

15 Dorothy L. Sayers, The Letters of Dorothy L. Sayers, hg. v. Barbara Reynolds, 5. Bde. (Cambridge: Carole Green Publishing, 1995–2002), I, 53–54.

16 Dorothy L. Sayers, ‘The Faust legend and the idea of the devil’, Publications of the English Goethe Society, New Series XV (1946), 1–20, hier S. 18.

17 Siehe Sayers, Letters III, 120.

18 Berliner Zeitung vom 31 Juli 1939. Zentralbibliothek der Deutschen Klassik in Weimar. Signatur: F6197.

19 Brief an Herbert Kelly vom 2 Juli 1939, in Sayers, Letters, II, 129–30.

20 Brief vom 7 September 1939, in Dorothy L. Sayers, Das größte Drama aller Zeiten (Zürich: Theologischer Verlag Zürich), S. 78.

21 Siehe Adrian Hastings, A History of English Christianity 1920–2000 (London: SCM Press, 2001), S. 388.

22 Brief vom 18 September 1939, in Das größte Drama aller Zeiten, S. 85.

23 Brief an Maurice B. Reckitt vom 14 Mai 1941, in Sayers, Letters, II, 259.

24 Brief an den Herausgeber von World Review, in Sayers, Letters, II, S. 257.

25 Brief vom 22.2.1937, in Hans Bürgin u. Hans-Otto Mayer (Hg.), Die Briefe Thomas Manns. Regesten und Register, 5 Bde. (Frankfurt a.M.: Fischer, 1976–87), II, 151.

26 Brief vom 29.1.1939, in Die Briefe Thomas Manns, II, 279.

27 Brief an John Dalgairns Upcott vom 1 September 1941, in Sayers, Letters, II, 290–92.

28 Originaltitel Die Revolution des Nihilismus. Kulisse und Wirklichkeit im Dritten Reich (1938).

29 Ein weiteres Werk, das Sayers empfiehlt, sei hier nur kurz erwähnt: Stephen H. Roberts, The House that Hitler Built, 8. Ausgabe (London: Methuen, 1938). Siehe z.B. das Kapitel ‘Swastika versus cross’, S. 268–81: ‘The Nazis say that the cross must fall if Germany is to live (S. 280)’.

30 Dorothy L. Sayers, Begin Here. A War-Time Essay (London: Gollancz, 1940), S. 158. Zitate mit Seitenangaben direkt im Text.

31 Hermann Rauschning, Germany's Revolution of Destruction (London: Heinemann, 1939), S. 23.

32 Rauschning, Germany's Revolution of Destruction, S. 97.

33 Rauschning, Germany's Revolution of Destruction, S. 37. Siehe auch S. 98: ‘Rosenberg and Ludendorff are right, if in nothing else, in their claim that the New Testament is inseparably connected with the Old, and we Christians with our Jewish heritage.’

34 Am 21 Februar 1940 schreibt Sayers an Maurice B. Reckitt über Beginn Here: ‘Everybody seems to have hailed it as Christian propaganda.’ In Sayers, Letters, II, 149.

35 Eine Rezension des Buches in dem katholischen Blatt The Tablet empfiehlt: ‘We could wish that all the readers of Miss Sayers’ detective stories would read this book. […] Finally, we cannot forbear congratulating the publisher that after issuing an entire library of books designed to destroy the remnants of our Catholic Christian inheritance, he has published this striking defence of it.’ Siehe ‘“For Christian Civilization.” Review of Begin Here by Dorothy L. Sayers’, The Tablet. A Weekly Newspaper and Review 175/5206 (17 Februar 1940), 156.

36 Siehe Eintrag vom 20 Juli 1942, in Tagebücher, V, 454.

37 Hermann Rauschning, ‘Die tödliche Schwäche des Reichs. Bemerkungen zur innerpolitischen Lage’, Mass und Wert, Heft 3 (Januar/Februar 1939), 358–68, hier S. 363.

38 Erika Mann, School for Barbarians. Education under the Nazis. With an Introduction by Thomas Mann (Hertford: Drumond, 1939).

39 Thomas Mann schreibt in einem Brief an Alfred Neumann vom 18.1.1939: ‘Erika hat einen außergewöhnlichen Erfolg mit ihrem Buch “School for Barbarians” — 40 000 Exemplare!’ Siehe Thomas Mann, Briefe, hg. v. Erika Mann, 3 Bde. (Frankfurt a.M.: Fischer, 1963), II, 78.

40 Con O'Neill, The Spectator 162/5782 (21 April 1939), 680–81, hier S. 680.

41 ‘Germany’s Children’, Time Magazine 32/15 (10.10.1938), 45–46.

42 Harold Nicolson in The Daily Telegraph (14.4.1939), S. 19.

43 William W. Brickman, ‘Training for Totalitarianism: A review of Erika Mann’s book, “School for Barbarians”’, Journal of Education 124/4 (April 1941), 125–26, hier S. 125.

44 Siehe Brief an James Sandoe vom 6.1.1944, in Sayers, Letters, III, 2.

45 Wimsey Papers III, The Spectator 163/5814 (1.12.1939), 770–71, hier S. 770.

46 Dorothy L. Sayers, The Christ of the Creeds & Other Broadcast Messages to the British People during World War II (Dorothy L. Sayers Society, 2008), S. 43.

47 Hastings, A History of English Christianity, S. 388.

48 Asa Briggs, The History of Broadcasting in the United Kingdom, Bd. 3, The War of Words (London: Oxford University Press, 1970), S. 631–33.

49 Ian McLaine, Ministry of Morale: Home Front Morale and the Ministry of Information in World War II (London: George Allen & Unwin, 1979), S. 153.

50 McLaine, Ministry of Morale, S. 153 und 159.

51 Siehe Thomas Mann, Order of the Day. Political Essays and Speeches of Two Decades (New York: Knopf, 1942).

52 Eintrag vom 11.8.41 in Thomas Mann Tagebücher 1940-43, hg. v. Peter de Mendelsohn (Franfurt a.M.: Fischer, 1982), S. 306.

53 James W. Welch, ‘Religious broadcasting in wartime,’ in BBC Year Book 1945 (Norwich: Arnold & Sons, 1945), S. 42–43.

54 Brief vom 31.10.1940. Siehe BBC Written Archive Centre, Caversham, 910 Sayers, Dorothy, L. Children Hour. File 1 1940 (BBC/R/RCONT/RCONT1/32982).

55 Sayers, Letters, II, 179.

56 Sayers, The Christ of the Creeds, S. 33.

57 Sayers, The Christ of the Creeds, S. 43.

58 Justin Phillips, C.S. Lewis at the BBC. Messages of Hope in the Darkness of War (London: Harper Collins, 2002), S. 79–81.

59 Internal Circulating Memo vom 22 November 1941. Siehe BBC Written Archive Centre, Caversham, 910. Sayers, Dorothy, L. Children’s Hour, File 2, 1941 (BBC/R/RCONT/RCONT1/32983).

60 C.S. Lewis, Broadcast Talks (London: The Centenary Press, 1942) S. 10–11.

61 Brief vom 30 November 1940, in Sayers, Letters, II, 208–09.

62 Briggs, III, 626–27.

63 Siehe Kenneth M. Wolfe, The Churches and the British Broadcasting Corporation 1922-1956. The politics of Broadcast Religion (London: SCM Press, 1984), S. 236. Die Hörspiele wurden von Heinz Geck auch ins Deutsche übersetzt (Herder Bücherei, 1949). Die Reaktionen waren unterschiedlich. Josef Marein in Die Zeit (17. November 1949) bescheinigt Sayers eine handfeste moderne Dramaturgie und empfiehlt sie dem deutschen Rundfunk (S. 5). Ilse Aichinger hingegen kritisiert in ihrer Rezension u.a. die Unglaubwürdigkeit der Sprache (‘zwischen Pathos und Schnoddrigkeit’), die evt. auch auf die Übersetzung zurückgeht. Siehe Ilse Aichinger, ‘Hier lasst uns Hütten bauen, in Wort und Wahrheit’, Monatsschrift für Religion und Kultur, Heft 7 (Juli 1950), 542–43. Fünf der Stücke wurden zwischen 1949 und 1951 im deutschen Radio gesendet.

64 Siehe Melissa Dinsman, Modernism at the Microphone: Radio, Propaganda, and Literary Aesthetics during World War II (London: Bloomsbury, 2015), S. 56.

65 Dorothy L. Sayers, The Man Born to be King (London: Gollancz, 1943), S. 23.

66 Sayers, The Man Born to be King, S. 136.

67 Sayers, The Man Born to be King, S. 142.

68 Dinsman, Modernism at the Microphone, S. 59.

69 Gill Plain, Women's Fiction of the Second World War: Gender, Power, and Resistance (Edinburgh: Edinburgh University Press, 2011), S. ix.

70 ‘Introductory Talk’ vom 20 Januar 1944. Siehe BBC Written Archive Centre, Caversham, 910 SAYERS, DOROTHY L. Copyright: Margery Vosper. Limited: ‘MAN BORN TO BE KING’ (BBC/R/RCONT/RCONT1/32987).

71 Brief vom 12 May 1944, in Sayers, Letters, III, 9–11.

72 Siehe ausführlicher Robert Revington, ‘How Dorothy L. Sayers helped the Prime Minister of Canada rally his country before D-Day’, Journal of Inklings Studies 11.2 (2021), 153–68.

73 Sonja Valentin, ‘Steine in Hitlers Fenster. Thomas Manns Radiosendungen Deutsche Hörer! (19401945) (Göttingen: Wallstein, 2016), S. 16.

74 Heinrich Detering, Thomas Manns amerikanische Religion. Theologie, Politik und Literatur im kalifornischen Exil (Frankfurt a.M.: Fischer, 2012).

75 Frido Mann, ‘Was mich betrifft. Ein persönlicher Essay’ in Detering, S. 321–34.

76 ‘Ansprache bei der Verleihung des Cardinal Newman Award’ in Thomas Mann, Tagebücher, hg. v. Peter de Mendelssohn, 10 Bde. (Frankfurt a.M.: Fischer, 1980), IV, 871–73, hier S. 871.

77 Detering, Thomas Manns amerikanische Religion, S. 45.

78 Detering, Thomas Manns amerikanische Religion, S. 8.

79 Thomas Mann, Essays, hg. v. Hermann Kurzke und Stephan Stachorski, 6 Bde. (Frankfurt a.M.: Fischer, 1993–1997), V, 218–38, hier S. 227.

80 Thomas Mann, Essays, V, 237.

81 Sayers, The Christ of the Creeds, S. 48.

82 Siehe Vike Martina Plock, ‘Erika Mann, the BBC German Service, and Foreign-Language Broadcasting during WWII’, Modernism/modernity 27/1 (2020), 103–23, hier S. 107.

83 Beleg vom 17 September 1940. Siehe BBC Written Archive Centre, Caversham, Contributors Mann, Erika Mann, Talks File 1, 1940–1950 (BBC/R/RCONT/RCONT1/24297).

84 Günter Wirth, ‘Bekenntinisse eines Politischen. Thomas Manns Radioreden’, Weimarer Beiträge XVI/I (1970), 70–106, hier S. 100.

85 Valentin, ‘Steine in Hitlers Fenster’, S. 26.

86 Heike Weidenhaupt, Gegenpropaganda aus dem Exil: Thomas Manns Radioansprachen für deutsche Hörer 19401945 (Konstanz: UVK, 2001), S. 62–63.

87 Abgedruckt in J.F. Slattery, ‘Erika Mann und die BBC 1940–1943’, Thomas Mann Jahrbuch 12 (1999), 310–347, hier S. 330.

88 In Slattery ‘Erika Mann und die BBC 1940–1943’, S. 330–31.

89 Rede vom Juli 1942. Vgl. Johannes 14; 1 und 27. Siehe auch Martina Hoffschulte, ‘Deutsche Hörer!: Thomas Manns Rundfunkreden (1940 bis 1945) im Werkkontext. Mit einem Anhang: Quellen und Materialien (Münster: Telos, 2003), S. 216–17.

90 Siehe J.F. Slattery, ‘Thomas Mann und die B.B.C. Die Bedingungen ihrer Zusammenarbeit 1940–45’, Thomas Mann Jahrbuch 5 (1992), 142–70, hier S. 161.

91 Gottfried Benn in einem Brief an Max Niedermayer vom 20.4.1949, in Gottfried Benn, Briefe an einen Verleger. Max Niemeyer zum 60. Geburtstag, hg. v. Marguerite Valerie Schlüter (Wiesbaden: Limes, 1965), S. 18.

92 Thomas Mann, Listen, Germany! Twenty-five Radio Messages to the German People over BBC (New York: Knopf, 1943).

93 J.C.W. Reith, The British Broadcasting Company Limited, Broadcast over Britain (London: Hodder and Stoughton, 1924), S. 222.

94 ‘Sonderbericht’ vom 29.12.1940. Siehe BBC Written Archive Centre, Caversham, Erika Mann and Thomas Mann Scripts 1940–1945.

95 McLaine, Ministry of Morale, S. 151.

96 Siehe auch Valentin, ‘Steine in Hitlers Fenster’, S. 191–94.

97 Brief vom Juni 1942, in Sayers, Letters, II, 364.

98 Armin L. Robinson (Hg.), The Ten Commandments. Ten Short Novels of Hitler’s War Against the Moral Code (New York: Simon and Schuster, 1943).

99 Herman Rauschning, ‘Preface. A Conversation with Hitler’, in Robinson, The Ten Commandments, S. x.

100 Robinson, The Ten Commandments, S. xii–xiii.

101 ‘It is a fact that Hermann Rauschning kept his book “The Voice of Destruction” with all its inside knowledge of the ghastly truth, locked up for years in his desk.’ Siehe ‘Address before the Emergency Rescue Committee’, in Order of the Day, S. 267–68.

102 Hermann Rauschning, Die Revolution des Nihilismus. Kulisse und Wirklichkeit im Dritten Reich (Zürich: Europa Verlag, 1938).

103 Die Briefe Thomas Manns, II, 451.

104 Siehe Golo Mann: ‘Hermann Rauschning’, in Zwölf Versuche (Frankfurt a.M.: Fischer, 1973), S. 169–85, hier S. 185.

105 Tobias Boes, Thomas Mann’s War. Literature, Politics, and the World Republic of Letters (Ithaca, NY: Cornell University Press, 2019), S. 155. Der deutsche Text der Erzählung erschien 1944 in Stockholm unter dem Titel Das Gesetz. Der Rezensent des New Yorker kritisierte die Vermischung von Nazi-Alltag und Bibelgeschichte bei Thomas Mann: ‘Some “first rate” contemporary writers proving that the Nazis have broken every command of the Decalogue. Unfortunately, they prove as conclusively that moral indignations doesn’t necessarily make good fiction. Thomas Mann retells, with none too subtle present-day implications the story of Moses handing down the laws to the Israelites.’ Siehe New Yorker, 1. January 1944, 59–60, hier S. 59.

106 Yvonne Nilges, ‘Thomas Mann und die Religion’, in Lörke und Walter-Jochum, Religion und Literatur im 20. und 21. Jahrhundert, S. 71.

107 Valentin, ‘Steine in Hitlers Fenster’, S. 193.

108 Ulrich Karthaus, ‘Poetische Theologie. Überlegungen zu Thomas Mann’, Thomas Mann Studien, 53 (Frankfurt a.M.: Vittorio Klostermann, 2017), S. 182.

109 Vgl. Voker Ladenthin, Gerechtes Erzählen. Studien zu Thomas Manns Erzählung ‘Das Gesetz’, zu Theodor Storm und Ernst Toller (Würzburg: Königshausen & Neumann, 2010), S. 18 und 38.

110 Jan Assmann, ‘Mose gegen Hitler: Die Zehn Gebote als antifaschistisches Manifest', Thomas Mann Jahrbuch 28 (2015), 47–61, hier S. 54.

111 Assmann, ‘Mose gegen Hitler’, S. 57.

112 James W. Welch, The Ten Commandments (London: Collins, 1944), S. 22.

113 Brief vom 2 Juni 1947. Siehe BBC Written Archive Centre, Caversham, 910. Man. Mann, Thomas. 1941; 1946–1955 (BBC/R/RCONT/RCONT1/24308).

114 Charles Taylor, Ein säkulares Zeitalter (Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 2012), S. 870–72.